17 Jul Yeezy Boost 700 Inertia
„Too Much of a Good Thing is Wonderful“
Liberace
Das Zitat des exzentrischen Pianisten Liberace (schaut Euch unbedingt den Hollywood-Film mit Michael Douglas und Matt Damon an) ist legendär. Ich bin mir aber nicht so ganz sicher, ob dieser auch Recht hatte. Ich will jetzt hier keine ökologisch korrekte Diskussion um Konsumverzicht aufmachen, wobei auch das in dieser Zeit sicherlich seine Berechtigung hätte. Fest steht nämlich, dass „Fast Fashion“ letztlich in eine Sackgasse führt. Ich habe mich in meinem Kaufverhalten auch schon umgestellt. Natürlich kaufe ich mir immer noch Sneaker, doch deren Zahl hat sich über das vergangene Jahr deutlich reduziert. Das lag zum einen daran, dass mich viele Releases ganz einfach kalt gelassen haben. Ich habe nämlich das Gefühl, dass bei manchen Brands gerade eine gewisse Ratlosigkeit vorherrscht. Mit Ausnahme von bestimmten Trends (Dad/Ugly Sneaker, Performance Running), die sich länger halten als gedacht, fehlt oft das Innovative. adidas hat mit dem Futurecraft und den Möglichkeiten dieser neuen Sohlen-Technologie ein ganz heißes Eisen im Feuer. Bei Nike sind es die Performance-Silhouetten wie der Vomero, die mich begeistern. Das war es aber schon fast. Ein weiterer Grund ist, dass ich kaum mehr bereit bin, 200 Euro oder mehr für ein Paar Sneakers auszugeben.
Allerdings gilt auch hier: Keine Regel ohne Ausnahme! Und der Yeezy Boost 700 Inertia mit seinem Retail-Preis von stolzen 300 Euro ist so eine. Seit dem „Wave Runner“ ist dieser der erste Yeezy-Release, der mich wieder so richtig begeistern konnte. Der Rest läuft allenfalls unter der Überschrift „ganz nett“. Ich finde, dass Kanyes Versprechen „Yeezys for everyone“ den Überdruss noch zusätzlich befeuert hat. Der schmale Grat zwischen Exklusivität und Verfügbarkeit erwies sich am Ende wieder einmal als zu schmal. Heute gibt es von Yeezys – egal ob Fakes oder echte – kein Entkommen. Das wurde mir bei unserem London-Trip wieder einmal bewusst. Zwar nennt adidas keine Umsätze für das Yeezy-Segment, doch ganz unerheblich dürften diese schon lange nicht mehr sein. Schwer zu beziffern ist natürlich auch der gewaltige Image-Gewinn den Ye den drei Streifen gebracht hat. Man darf daher sehr gespannt sein, was adidas und Beyoncé an dieser Stelle mit „Ivy Park“ vorhaben. Das Potenzial scheint mir zumindest bei weiblichen Sneakerheads kaum geringer zu sein als bei den Yeezys.
Auch der Yeezy Boost 700 Inertia ist ein Trend-Sneaker. Das Modell richtet sich eindeutig an die Liebhaber des Chunky Trends. Vielleicht bin ich daher nicht wirklich repräsentativ für die meisten Käufer des 700er. Ich habe zwar auch einige chunky Sneaker wie den M2K, doch die meiste Zeit ziehe ich lieber schlanke Running-Silhouetten an. Aber weil schon der „Wave Runner“ mein Schuh des Jahres 2018 war und der besondere Inertia-Colorway mir auf Anhieb gefiel, habe ich den eigentlich unverschämt hohen Retail-Preis ignoriert (meinem Konto ist das mit dem Ignorieren nicht so leicht gefallen). Ich bin aber fast sicher, dass dies auf absehbare Zeit mein letzter Yeezy Boost 700 Kauf war, nicht zuletzt weil adidas den Sneaker-Markt derzeit mit seiner Yeezy-Flut ziemlich zerstört. Den Überdruss an den viel zu vielen, allenfalls mittelmäßigen Releases kann selbst ich als „alte“ Yeezy-Tante ganz gut nachvollziehen.
E.