Boozenshoes Tag

Nachdem wir im vergangenen Sommer die norwegische Hauptstadt Oslo besuchten und von dort einen Food- und Bar-Guide mitbrachten, verschlug es uns jetzt zum ersten Mal seit 2019 wieder nach Stockholm. Dabei bietet Schwedens Hauptstadt ein Angebot an erstklassigen Bars und Restaurants, die mit denen in Oslo mühelos mithalten können. Wir wollen uns zunächst mit den Bar-Highlights der Stadt beschäftigen und Euch unsere Lieblingsorte in diesem Bar Guide vorstellen. Dabei müssen wir wieder einmal zugeben, dass wir nicht alle Bars besuchen konnten, die wir gerne besucht hätten. Der Guide erhebt also weder den Anspruch auf Vollständigkeit noch auf vollkommene Objektivität. Denn wo man sich besonders wohl fühlt oder wo einem die Drinks am besten schmecken, kann durchaus von Tag zu Tag variieren. Manchmal hängt beides auch damit zusammen, welche(r) Bartender*in gerade an jenem Abend die Drinks zubereitet oder welche Gäste sonst noch in der Bar vorbeischauen. Damit aber genug der Vorrede und rein ins Stockholmer Barlife!

Bar Guide Stockholm 2023-34

After visiting the Norwegian capital Oslo last summer and bringing back a food and bar guide from there, we’ve now made our way back to Stockholm for the first time since 2019. Sweden’s capital offers a range of first-class bars and restaurants that can easily compete with those in Oslo. We’d like to start by looking at the city’s bar highlights and introduce you to our favorite places in this bar guide. Once again, we must admit that we were not able to visit all the bars we would have liked to. The guide therefore makes no claim to completeness or complete objectivity. Where you feel particularly comfortable or where the drinks taste best can vary from day to day. Sometimes both are also related to which bartender is preparing the drinks that evening or which other guests are stopping by at the bar. But that’s enough of a preface and let’s get into Stockholm’s bar life!

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Tjoget

 Bar Guide Stockholm 2023

Niemanden, der zumindest etwas über die Barszene Stockholms weiß, dürfte es überraschen, dass der Name Tjoget in diesem Guide auftaucht. Denn dieser Ort steht wie kein zweiter für den Aufschwung der Barkultur in Skandinavien. Zusammen mit Himkok haben das Team um Tjoget-Gründer Andreas Bergman in den vergangenen Jahren maßgeblich den hohen Norden auf der globalen Barkarte etabliert. Dabei wollen wir nicht verschweigen, dass wir mit Andreas nicht nur die Liebe zu Cocktails sondern auch zu Sneakers teilen. Stockholms Sneakersnstuff-Store ist vermutlich zusammen mit seinem „Baby“ Tjoget sein zweites Zuhause. Tjoget ist dabei viel mehr als eine normale Bar. Es ist auch ein großartiges Restaurant, in dem mediterranes Essen serviert wird. Ihr solltet hier also nicht nur für einen Drink vorbeischauen. Außerdem kommen hier Weinliebhaber in der Bodega und Fans der italienischen Aperitivo-Kultur voll auf ihre Kosten. Während am Wochenende DJs für Party-Vibes sorgen, geht es in der Woche im Tjoget deutlich entspannter zu. An der Bar findet Ihr neben saisonal wechselnden Drinks auch echte Tjoget-Klassiker wie den erdigen „Beets by Tjoget“. Wer den Geschmack von roter Beete mag, wird diesen Wodka-basierten Drink lieben. Der „Maid in Matlatlan“ ist dagegen ein erfrischender Sommer-Cocktail auf der Basis von Mezcal, Manzanilla, Amaro Montenegro, Apfel, Gurke und Limette. Der mediterrane Einfluss prägt sodann auch die Cocktailkarte, die mit Abwechslung, Originalität und einem Fokus auf hochwertige Spirituosen überzeugt. Tjoget thront schon deshalb über Stockholms Barszene.

Bar Guide Stockholm 2023-5

It should come as no surprise to anyone who knows at least something about Stockholm’s bar scene that the name Tjoget appears in this guide. After all, this place represents the rise of bar culture in Scandinavia like no other. Together with Himkok, Tjoget founder Andreas Bergman’s team has been instrumental in putting the far north on the global bar map in recent years. We don’t want to conceal the fact that we not only share a love of cocktails with Andreas, but also of sneakers. Stockholm’s Sneakersnstuff store is probably his second home together with his “baby” Tjoget. In this, Tjoget is much more than a regular bar. It’s also a great restaurant serving Mediterranean food. So, you shouldn’t stop by here just for a drink. It’s also a great place for wine lovers to enjoy the bodega and fans of Italian aperitivo culture. While DJs provide party vibes on weekends, things are much more relaxed at Tjoget during the week. At the bar, you’ll find seasonally changing drinks as well as true Tjoget classics like the earthy „Beets by Tjoget.“ If you like the taste of beetroot, you’ll love this vodka-based drink. The „Maid in Matlatlan,“ on the other hand, is a refreshing summer cocktail based on mezcal, manzanilla, Amaro Montenegro, apple, cucumber and lime. The Mediterranean influence then also characterizes the cocktail menu, which convinces with variety, originality, and a focus on high-quality spirits. For this reason alone, Tjoget towers over Stockholm’s bar scene.

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A Bar called Gemma

 

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Auch wenn wir eigentlich nicht betonen müssen, dass wir in diesem Guide nur Bars erwähnen, die uns wirklich ans Herz gewachsen sind, so müssen wir genau das bei A Bar called Gemma doch noch einmal dick und fett unterstreichen. Als wir 2019 zum ersten Mal hier vorbeischauten, da hatte diese kleine Bar gerade einmal wenige Wochen geöffnet. Inzwischen konnte man seinen 4. „Geburtstag“ feiern. Gemma ist eine typische Nachbarschaftsbar in einem dafür untypischen Viertel. Denn eigentlich steht das feine Östermalm für Geld, Luxus und Nobel-Etablissements. Es wimmelt vor Touristen, die vermutlich nur wenig Erfahrung mit echter Barkultur haben, und von Geschäftsreisenden. Und dennoch hat sich Gemma längst als Neighborhood-Bar dank vieler Stammgäste fest etabliert. Auch wenn wir nicht wissen, ob wir uns nach nur zwei Besuchen dazu zählen dürfen, so ist Gemma für uns bei einem Stockholm-Besuch doch ein echtes Highlight. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen zelebrieren Besitzer Johan Evers und sein Bar-Team echte Gastfreundschaft. Wer sich nur einmal in Ruhe die Karte durchliest, wird erkennen, was wir damit meinen. Wenn es um die Drinks geht, die hier über den Tresen gehen, dann erreichen diese durchweg ein Niveau, das zeigt, warum Gemma schon auf diversen Awards-Listen zu finden war. Der von einem Gin Sour inspirierte „Gemma“, der mit Sake und Ingwer verfeinert wird, ist bereits ein Gemma-Klassiker. Jedem Martini-Liebhaber müssen wir unbedingt Gemmas „Dry Martini“ ans Herz legen. Für jede Saison kreiert das Gemma-Team dazu ein Dutzend neuer Cocktails, welche die Kreativität dieser so unglaublich gemütlichen Bar unterstreichen. An diese „Gemma“ haben wir unser Herz verloren.

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Even though we don’t really need to emphasize that we only mention bars in this guide that we’ve really grown fond of, that’s exactly what we need to emphasize again in the case of A Bar called Gemma. When we stopped by here for the first time in 2019, this little bar had only been open for a few weeks. In the meantime, it was possible to celebrate its 4th anniversary. Gemma is a typical neighborhood bar in an atypical neighborhood. Because actually the noble Östermalm represents money, luxury and posh establishments. It’s teeming with tourists, who probably have little experience with real bar culture, and business travelers. And yet Gemma has long since firmly established itself as a neighborhood bar thanks to many regulars. Even though we don’t know if we can count ourselves among them already after only two visits, Gemma is a real highlight for us when visiting Stockholm. There are many reasons for this. For one, owner Johan Evers and his bar team celebrate genuine hospitality. Anyone who takes the time to read through the menu will see what we mean. When it comes to the drinks that go over the counter here, they consistently reach a level that shows why Gemma has already been on various award lists. The gin sour-inspired „Gemma,“ which is spiked with sake and ginger, is already a Gemma classic. For any martini lover, we absolutely recommend Gemma’s „Dry Martini.“ For each season, the Gemma team creates a dozen new cocktails, which is testament to the creativity of this so incredibly cozy bar. We have lost our heart to this „Gemma“.

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Lucy’s Flower Shop

 

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Was zunächst nach einem Blumenladen klingt, ist dann doch eine erstklassige Speakeasy-Bar (sonst würde sie auch nicht hier auftauchen). Lucy‘s kreative „Väter“ Alex Skarlen und Ola Carlson, die beide nicht nur mit guten Drinks sondern auch mit guten Sneakers etwas anfangen können, experimentieren in dieser Bar mit Aromen, Techniken und Zutaten. Das Ergebnis ist eine erstaunlich mutige Cocktailkarte, deren Drinks immer wieder aufs Neue überraschen. Zu den beliebtesten Drinks von Lucy’s Flower Shop zählen der auf Aquavit basierende „Birch & Raspberry“ sowie der „Rye & Apple“, welcher durch die Zugabe von Malzessig zwischen Säure und Süße balanciert. Alle Eigenkreationen sind nach ihren Hauptzutaten benannt, was jedoch nicht heißt, dass man hier keine Überraschungen erlebt. So ist ihre Martini-Variante „Gin & Red Shiso“ ein ziemlich mutiger Cut von allen anderen Martinis, die wir bislang getrunken haben. Aber was wäre ein Barbesuch, der sich immer nur in den bekannten Bahnen bewegt? Langweilig! Der Spaß fängt im Lucy’s ohnehin schon vor dem Eintritt in die Bar an. Denn wie erwähnt spielt der Ort mit gewissen Speakeasy-Vibes, ohne das Speakeasy-Thema todernst zu nehmen. Auch das gefiel uns sehr. Die Atmosphäre ähnelt hier einem Mix aus Club und Neighborhood-Bar. Das Licht ist gedimmt und die Musik etwas lauter als woanders. Wieviel Wissen und Arbeit in den meisten Cocktails steckt, bekommt der Gast nicht mit. Schon am frühen Nachmittag beginnen eine Etage über der Bar die Vorbereitungen. Dann werden Sirups und Cordials für die verschiedenen Drinks hergestellt. Viele Spirituosen werden dazu mit besonderen Aromen verfeinert oder mit Milk Punches geklärt. All das benötigt Zeit und ist arbeitsintensiv. Da auch in Schweden alkoholfreie oder Low-ABV-Drinks immer beliebter werden, bieten Ola und Alex manche ihrer Drinks auch in einer praktisch alkoholfreien Variante an. Wer eher Lust auf einen Cocktail-Klassiker hat, der kann hier aus insgesamt 154 (!) Drinks von A wie „Aviation“ bis W wie „Ward Eight“ wählen. Wir entschieden uns für den „Journalist“, bei dem trockener und süßer Wermut mit Gin, Orangenlikör (Triple Sec) sowie ein Spritzer Angostura Bitters und Zitronensaft in einem Coupette-Glas zusammenkommen. Cheers to Lucy!

Bar Guide Stockholm 2023-14

What sounds like a flower shop at first is actually a top-notch speakeasy bar (otherwise it wouldn’t be discussed here). Lucy’s creative „fathers“ Alex Skarlen and Ola Carlson, who both know a thing or two about not only good drinks but also good sneakers, experiment with flavors, techniques, and ingredients in this bar. The result is an amazingly bold cocktail menu whose drinks never fail to surprise. Among the most popular drinks at Lucy’s Flower Shop are the aquavit-based „Birch & Raspberry“ and the „Rye & Apple,“ which balances acidity and sweetness by adding malt vinegar. All their own creations are named after their main ingredients, but that doesn’t mean you won’t be surprised here. For example, their „Gin & Red Shiso“ martini variation is a pretty bold cut from all the other martinis we’ve had so far. But what would a bar visit be if it was always along familiar lines? Boring! The fun starts at Lucy’s before you even enter the bar anyway. Because as mentioned, the place plays on certain speakeasy vibes without taking the speakeasy theme dead serious. We liked that a lot, too. The atmosphere here resembles a mix of club and neighborhood bar. The lights are dimmed, and the music is somewhat louder than elsewhere. Guests don’t realize how much knowledge and work goes into most of the cocktails. One floor above the bar, preparations begin early in the afternoon. Then syrups and cordials are made for the various drinks. Many spirits are refined with special flavors or clarified with milk punches. All this takes time and is labor-intensive. Since non-alcoholic or low-ABV drinks are also becoming increasingly popular in Sweden, Ola and Alex also offer some of their drinks in a virtually alcohol-free version. If you’re more in the mood for a cocktail classic, you can choose from a total of 154 (!) drinks here, from A for „Aviation“ to W for „Ward Eight.“ We opted for the „Journalist,“ which combines dry and sweet vermouth with gin, orange liqueur (Triple Sec), and a splash of Angostura Bitters and lemon juice in a coupette glass. Cheers to Lucy!

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Bar Ubu

 

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Was Stockholms Barlandschaft so spannend macht? Vielleicht sind das auch die sehr unterschiedlichen Arten von Bars und Barkonzepten, denen man hier begegnet. Denn wer von Lucy‘s Flower Shop zur Bar Ubu wechselt, der bekommt ein komplett anderes Barerlebnis geboten. Die auf Södermalm gelegene Bar Ubu folgt stark der Idee einer klassischen Aperitivo-Bar. Dabei bietet das Food-Menü jedoch weit mehr als die üblichen Snacks. Besonders beliebt sind hier die Sandwiches, für die wir aber noch einmal wiederkommen müssen. Auch das übrige Essen – serviert im klassischen Tapas-Style – ließ uns schon das Wasser im Mund zusammenlaufen (leider waren wir an diesem Tag schon woanders zum Abendessen verabredet). Bei den Cocktails finden sich neben den „üblichen Verdächtigen“ wie der Negroni oder ein klassischer Gin & Tonic vor allem das, was in die Jahreszeit passt. Im schwedischen Sommer ist das zum Beispiel der „Yuzu Sawa“ bestehend aus Gin, Yuzu Sake, Zitrone und etwas Zuckersirup. Die ausbalancierte Kombination aus süß und sauer ergibt einen leichten, sehr sommerlichen Cocktail zum Genießen. Der „Cold Brew Bikini“ (Wodka, Amaretto, Kaffeelikör, Cold Brew) ist Bar Ubus Antwort auf den noch immer anhaltenden Espresso-Martini-Hype. Wir wissen schon, warum dieser Drink auf der Karte steht. Die lichtdurchflutete Bar bringt mit ihrem Boden aus Schachbrettfliesen, viel hellem Holz und dem Terrazzo-Tresen viel mediterranes Flair ins pulsierende Södermalm. Hier kann man perfekt in den Abend starten oder auch mal später am Abend auf einen letzten Drink vorbeischauen.

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What makes Stockholm’s bar landscape so exciting? Perhaps it’s the very different types of bars and bar concepts you encounter here. Because if you move from Lucy’s Flower Shop to Bar Ubu, you get a completely different bar experience. Located on Södermalm, Bar Ubu strongly follows the idea of a classic aperitivo bar. However, the food menu offers much more than the usual snacks. The sandwiches are particularly popular here, but we’ll have to come back for those. The rest of the food – served in classic tapas style – also made our mouths water (unfortunately, we already had dinner plans elsewhere that day). As for the cocktails, besides the „usual suspects“ like the Negroni or a classic Gin & Tonic, you’ll find mostly what fits the season. During Swedish summer, for example, this is the „Yuzu Sawa“ consisting of gin, yuzu sake, lemon and some sugar syrup. The balanced combination of sweet and sour makes for a light, very summery cocktail to enjoy. The „Cold Brew Bikini“ (vodka, amaretto, coffee liqueur, cold brew) is Bar Ubu’s answer to the still ongoing espresso martini hype. We already know why this drink is on the menu. The light-filled bar brings a Mediterranean flair to vibrant Södermalm with its checkerboard tile floor, lots of light wood, and terrazzo counter. It’s the perfect place to start the evening or stop by later in the evening for a last drink.

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Stjärtilleriet

 

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Kann man es gleichzeitig verdammt ernst meinen, wenn es um Cocktails geht, und sich im gleichen Moment über vieles andere, was in der Barindustrie vielleicht viel zu ernst genommen wird, lustig machen? Wie das Team der Cocktailbar Stjärtilleriet zeigt, lautet die Antwort hierauf ganz klar: Ja! Schon ein Blick auf die zum Selbstausmalen gedachte Barkarte (Titel „Tales of the Cock-Tail“) reicht aus, um zu erkennen, dass hier Bartender arbeiten, die immer mit einem Augenzwinkern und einer großen Liebe zum Gast bei der Sache sind. Bar-Manager Sean Eden und seine Kollegen sind eben große Jungs, die den Spaß an ihrem Job sofort auf den Gast übertragen. Die Titel ihrer selbstkreierten Drinks, die auf einer Seltsamkeits-Skala von 1 bis 10 gerankt sind, tragen Namen wie „What if tomato was a real fruit?“ oder „Kind of a normal drank“. Beide haben wir probiert und umgehend noch einmal bestellen wollen. Wer sich unter den Namen spontan nichts vorstellen kann, der bekommt aber noch eine Zutatenliste mit einer sehr unterhaltsamen Beschreibung mitgeliefert. Ohnehin ist man bei Sean in den besten Händen, denn spätestens nach ein paar Minuten weiß er genau, was für einen Drink seine Gäste in diesem Moment trinken möchten. Für alle Agaven-Liebhaber ist ihr Off-the-Menu-Mezcal-Cocktail mit Preiselbeeren-Geschmack, einem Hauch Vanille und gesmoktem Makrelenessig-Aroma (!) ein absolutes Highlight. Aber wer nun glaubt, im Stjärtilleriet gäbe es nur verrückt klingende Eigenkreationen, der liegt falsch. Denn hier haben wir den besten Dry Martini getrunken. Und das ist im Gegensatz zu vielem, was sich hier zwischen Bartender und Gast mit großem Spaß abspielt, wirklich ernst gemeint. Die Bar teilt sich die historische Location mit dem Restaurant Artilleriet und dem Armeemuseum. Bei schönem Wetter werden die Stjärtilleriet-Cocktails auch draußen in einem Kiosk verkauft. Dieser Summer-Vibe fiel während unseres Stockholm-Trips aber weitgehend ins Wasser.

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Is it possible to be darn serious about cocktails at the same time as making fun of much else that is perhaps taken far too seriously in the bar industry? As the team at cocktail bar Stjärtilleriet shows, the answer to this is quite clearly: Yes! Just one look at the bar menu (titled „Tales of the Cock-Tail“), which is designed for self-coloring, is enough to realize that bartenders are working here who always have a twinkle in their eye and a great love for their guests. Bar manager Sean Eden and his colleagues are just big boys who immediately transfer the fun of their job to the guests. The titles of their self-created drinks, which are ranked on a strangeness scale from 1 to 10, have names like „What if tomato was a real fruit?“ or „Kind of a normal drink. We tried both and immediately wanted to re-order. If you can’t imagine what the names mean, you’ll find a list of ingredients with a very entertaining description. Anyway, you’re in the best hands with Sean, because after a few minutes at the latest, he knows exactly what kind of drink his guests crave at that moment. For all agave lovers, their off-the-menu mezcal cocktail with lingonberry flavor, a hint of vanilla and smoked mackerel vinegar aroma (!) is an absolute highlight. But if you think Stjärtilleriet only has crazy-sounding creations of its own, you’re wrong. Because here we enjoyed the best Dry Martini. And that, unlike a lot of what goes on here between bartender and guest with great fun, is really taken seriously. The bar shares the historic location with the Artilleriet restaurant and the Army Museum. When the weather is nice, the Stjärtilleriet cocktails are also sold outside in a kiosk. However, this summer vibe largely fell flat during our Stockholm trip.

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Brännerian

 

Bar Guide Stockholm 2023-44

Die Stockholm Bränneri ist eine inzwischen international sehr bekannte Craft-Destillerie aus der schwedischen Hauptstadt. Regelmäßig werden ihre Gin-Kreationen prämiert und bei Wettbewerben ausgezeichnet. Seit dem vergangenen Jahr wurde die Destillerie um eine wunderschöne Bar mit Namen Brännerian an gleicher Straße auf Södermalms Folkungagatan erweitert. Dort bekommt man natürlich die hauseigenen Gin-Destillate – entweder in Form eines klassischen Tastings oder als Basis der Cocktail-Kreationen des Bar-Teams. Der helle, von großen Fenstern eingerahmte Raum wurde im schlichten, typisch skandinavischen Stil eingerichtet. Naturbelassene Holzmöbel dominieren zusammen mit natürlichen Farben den cleanen aber keinesfalls kühlen Look der Bar. Auf einer Seite findet man in einem Holzregal die zahlreichen, bislang limitierten Gin-Edition der Stockholm Bränneri, die zumeist mit Stockholmer Restaurants entstanden sind. Die drei Cocktails, die Bartender Liam bei unserem Besuch mixte, stehen für die ganze Bandbreite der in der Brännerian entwickelten Drinks, deren Aromen und Geschmack zwischen eher süß über erfrischend bis hin zu sauer variiert. Sie alle verbindet dabei ihre Idee der Saisonalität und Regionalität. Für den beliebten „Basil Bees Knees“ wird ein Dry Gin der Stockholm Bränneri mit einem hausgemachten Zitronenlikör gemischt. Hinzu kommt etwas frischer Zitronensaft und Honigwasser. Der „JP Gimlet“ – unser Favorit des Trios – erweitert den Cocktail-Klassiker um dezente Jalapeno- und Petersilien-Noten. Beim „Double Clove“ handelt es sich um einen sommerlichen Drink auf Aquavit-Basis, der als sprudelnder High Ball serviert wird. Davon, dass dem Drink einige Spritzer mit Knoblauch fermentierten Honig hinzugefügt werden, sollte man sich keinesfalls abschrecken lassen. Liam ermutigt zögerliche Gäste auch immer, sich erst einmal vom Geschmack des Drinks überzeugen zu lassen. Dass sowohl in der Brännerian als auch in der Destillerie sehr auf Nachhaltigkeit geachtet wird, soll zudem nicht unerwähnt bleiben.

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Stockholm Bränneri is a craft distillery that is recognized internationally. Their gin creations regularly win awards and score top positions in competitions. Since last year, the distillery has been expanded to include a beautiful bar called Brännerian on the same street on Södermalms Folkungagatan. There, of course, you can get the in-house gin distillates – either in the form of a classic tasting or as the basis of the bar team’s cocktail creations. The bright room, framed by large windows, is furnished in a simple, typically Scandinavian style. Natural wooden furniture together with natural colors dominate the clean but by no means cool look of the bar. On one side, a wooden shelf holds Stockholm Bränneri’s numerous limited-edition gins, most of which have been co-created with Stockholm restaurants. The three cocktails that bartender Liam mixed during our visit represent the full range of drinks developed at the Brännerian, whose aromas and flavors vary from rather sweet to refreshing to sour. They are all united by their idea of seasonality and regionality. For the popular „Basil Bees Knees“, a dry gin from Stockholm Bränneri is mixed with a homemade lemon liqueur. To this is added some fresh lemon juice and honey water. The „JP Gimlet“ – our favorite of the trio – adds subtle jalapeno and parsley notes to the classic cocktail. The „Double Clove“ is a summery aquavit-based drink served as a bubbly highball. The fact that a few dashes of garlic-fermented honey are added to the drink should not deter you at all. Liam also always encourages hesitant guests to let the taste of the drink convince them first. The fact that both the Brännerian and the distillery pay great attention to sustainability should also not go unmentioned.

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Rumble/Sway

 

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Diesen Bar Guide wollen wir mit einem richtigen Ausrufezeichen beenden. Dafür besuchen wir die Bar Rumble/Sway auf der Einkaufsmeile Birger Jarlsgatan. Dieser Ort dürfte selbst notorische Barverweigerer überzeugen. Denn hier treffen großartige Drinks auf ein unglaublich unterhaltsames Barteam, das mit seinen Entertainment-Qualitäten echte Party-Vibes erzeugt. Das gilt umso mehr je länger der Abend dauert. Wer es dagegen etwas ruhiger mag, sollte hier eher früher vorbeischauen. Da das Rumble/Sway bis 3 Uhr nachts geöffnet hat, trifft man hier auch oft auf Bartender aus anderen Stockholmer Bars. Die vermeintlich schlechte Google-Bewertung erklärt sich mit alten Bewertungen, die einem Pub an gleicher Adresse galten. Ihr vertraut uns doch oder? Dann lasst die Google-Bewertungen links liegen und nehmt an der Bar bei Leo und Aron Platz. Ab dann sind ohnehin alle Zweifel ausgeräumt, soviel können wir Euch versprechen. Während unseres Besuchs war die Bar unter dem Motto „Rumble in the Jungle“ in eine Art Cocktail-Urwald verpackt. Sommer-Drinks wie der „I’ve been to Bali too“ mit Pandan- und Aloe-Aromen dürften daher auch nur kurzzeitig auf der Karte zu finden sein. Die große Spirituosenauswahl ist im Rumble/Sway aber keine Deko. Daraus mixen Leo und Aron Klassiker wie einen „Mezcal Negroni“ oder den auf Gin, süßem Wermut und Fernet Branca basierenden „Hanky Panky“. Oder wie wäre es mit einem „Ferrari“ (gemeint ist der Drink aus je einer Hälfte Fernet und Campari und nicht das Auto)? Bis es 3 Uhr ist, habt Ihr hier jede Menge Zeit genau das zu bestellen, worauf Ihr gerade Lust habt. Und am Ende verlässt man eine Bar, die man am liebsten gar nicht mehr verlassen würde.

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We want to end this bar guide with a real exclamation mark. For this we visit the bar Rumble/Sway on the shopping street Birger Jarlsgatan. This place should convince even notorious bar sceptics. Because here great drinks meet an incredibly entertaining bar team, which creates real party vibes with its entertainment qualities. This is all the more true the longer the evening lasts. On the other hand, if you prefer it a little quieter, you should stop by earlier. Since Rumble/Sway is open until 3 a.m., you’ll often meet bartenders from other Stockholm bars. The supposedly bad Google rating is explained by old reviews that were for a pub at the same address. You trust us, don’t you? Then ignore the Google reviews and take a seat at the bar at Leo and Aron. From then on, all doubts will be cleared anyway, promised. During our visit, the bar was wrapped in a kind of cocktail jungle themed „Rumble in the Jungle.“ Summer drinks like the „I’ve been to Bali too“ with pandan and aloe flavors should therefore only be on the menu for a short time. The large selection of spirits, however, is no mere decoration at Rumble/Sway. From this, Leo and Aron mix classics like a „Mezcal Negroni“ or the „Hanky Panky“ based on gin, sweet vermouth and Fernet Branca. Or how about a „Ferrari“ (meaning the drink made with half Fernet and half Campari, not the car)? Until it’s 3 o’clock, you have plenty of time to order exactly what you’re in the mood for. And in the end you leave a bar that you would prefer not to leave at all.

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Auch wir sind gerne in großen Städten und Metropolen unterwegs. Dabei gibt es auch abseits davon so viel zu entdecken. Gute Bars gehören dazu. Und so hieß es zuletzt Bamberg statt Berlin für uns. Der Grund unseres kleinen Road Trips ist sicher kein Geheimnis. Endlich wollten wir einmal Sven Goller und Das schwarze Schaf besuchen. Nachdem andere Barleute uns immer wieder einen Ausflug dorthin ans Herz gelegt hatten, konnten wir uns nun endlich selbst ein Bild vom wunderschönen Bamberg und Svens Gastgeberqualitäten machen. Und soviel vorweg: Beides hat uns auf Anhieb begeistert.

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Es stimmt, was man sich so über Bamberg erzählt. Da große Teile der Stadt im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört wurden, kann man hier tatsächlich viele alte Fachwerkhäuser und eine so nur noch selten anzutreffende Architektur bewundern. Die Stadt ist reich an Geschichte, besitzt eine starke christliche Prägung und eine lange Biertradition. Brauhäuser gibt es in Bamberg tatsächlich fast an jeder Ecke. Das dunkle Rauchbier ist eine besondere Spezialität der Stadt. Am besten bestellt man es zusammen mit einem deftigen fränkischen Essen im Traditionsbrauhaus „Schlenkerla“. Selbst uns als Bierverweigerer hat es dort nämlich ziemlich gut geschmeckt.

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Wir wollen uns aber nicht allzu lange bei Bier und Essen aufhalten. Denn so gut beides auch war, deshalb sind wir nicht nach Bamberg gefahren. Das Ziel unserer Reise liegt vielmehr hinter einer begrünten Fassade im Süden der Altstadt. Hier ist das Das schwarze Schaf zuhause. Die Cocktail-Bar sorgt seit inzwischen elf Jahren dafür, dass man die Stadt zumindest in der Barszene weit über Bayern und sogar Deutschland hinaus wahrnimmt. „Schuldiger“ an dieser Entwicklung ist Sven Goller, der hier nicht nur erstklassige Drinks mixt sondern auch echte Gastfreundschaft lebt.

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Als wir Sven am späten Nachmittag in seinem zweiten „Wohnzimmer“ treffen, ist er noch damit beschäftigt, den Abend an der Bar vorzubereiten. Dennoch spüren wir sofort, dass hier jemand nicht nur eine Leidenschaft für die Mixology-Kunst und gute Spirituosen aufbringt sondern darüber hinaus – und was vielleicht sogar noch wichtiger ist – in seiner Rolle als Gastgeber voll aufgeht. Ein ähnliches Gesamtpaket bieten nur wenige Bars. Wir denken da zum Beispiel an die Hildegard Bar und Thomas Pflanz, denen in unserem Berliner Bar Guide schon deshalb einen Ehrenplatz gebührt.

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Das Gefühl, eigentlich eher zu Gast bei einem Freund zu sein, wird durch die bunt zusammengewürfelte Inneneinrichtung noch verstärkt. Verschiedene Sofas und Sitzecken mit bunten Kissen und Vintage-Möbel prägen den Look der Bar. Fränkische Gemütlichkeit muss nicht immer auf Brauhaus oder Biergarten hinauslaufen, das zeigt Sven im Das schwarze Schaf. Der eigentliche Tresen mit der Barstation fällt dagegen eher klein aus. Vor einem Schaf-Logo im Comic-Stil nehmen wir Platz. Nachdem wir einen Blick in die Karte geworfen haben, geht der nächste Blick direkt auf die feine Spirituosenwahl, die Sven hier zusammengetragen hat. Seine große Leidenschaft gilt dem Mezcal, was ihn nochmal sympathischer macht. An sein Wissen über diese Spirituose, die leider immer noch auf das Attribut „rauchig“ reduziert wird (was so nicht stimmt), dürften hierzulande nur wenige Barkeeper rankommen.

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Zum Einstieg entscheiden wir uns dann auch gleich für einen Schaf-Klassiker mit Mezcal. Der „Frida“ ist eine fruchtige, nicht zu säuerliche Margarita-Variante, für den neben San Cosme Mezcal schwarze Johannisbeere, Hibiskus und ein Spritzer Peychaud’s Bitters miteinander ins Glas kommen. Auf den für einen Margarita typischen Salzrand verzichtet Sven ganz bewusst. Das Ergebnis ist ein wunderbarer Sommer-Drink, den man aber im Schaf das ganze Jahr über bestellen kann. Zu den Sommer-Cocktails kommen wir später noch.

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Erst einmal bleiben wir noch bei den Bamberger Klassikern. Ein weiterer ist der „Smoke upon the Hills“, für den Sven nicht nur geschmacklich alle Register zieht. Denn schon die Zubereitung ist ein absoluter Eyecatcher. Dazu wird das Glas zunächst mit Süssholzrauch „parfürmiert“. Darin findet sich später der Drink aus fränkischem Elch Whisky (ja richtig gelesen, Whisky aus Franken), Apfel und einem so wohl einzigartigen Rauchbier-Honig-Karamell-Sirup wieder. Leider können Bilder das besondere Raucharoma nicht transportieren. Also müsst ihr schon selbst nach Bamberg kommen und einen „Smoke upon the Hills“ bestellen. Optisch präsentiert sich der Drink als Zwilling eines fränkischen Rauchbieres.

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Zwischen den einzelnen Drinks erzählt uns Sven mehr über sich, seine Bar und wie sich Bamberg in den letzten Jahren gastronomisch weiterentwickelt hat. Inzwischen hat die Studentenstadt nicht nur eine echte Barszene, zu der auch Svens zweite Bar Eastend und die Tiki-Bar Kawenzmann gehören, sondern auch gastronomisch einiges zu bieten. Und Svens Gäste im Das schwarze Schaf, von denen viele regelmäßig auf einen oder mehrere Drinks vorbeikommen, schätzen seine Cocktail-Expertise. Durch die Teilnahme am Finale der renommierten „World Class“ und den nationalen Titel „World Class Bartender of the Year“ ist er auch international bekannt geworden. Dabei hat er sich sein Wissen über Spirituosen und Drinks größtenteils selbst angeeignet. Regelmäßig lädt er nun andere Bartender zu sich in Das schwarze Schaf auf eine Gastschicht ein.

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Aus einer solchen Gastschicht ist auch der nächste Cocktail hervorgegangen. Der „Go Tobann“ hebt die „Boulevardier“-typische Kombination aus Whiskey (in diesem Fall Woodford Bourbon) und Campari mittels Rhabarber- und Waldmeister-Noten geschmacklich auf ein neues Niveau. Selbst wer ansonsten nicht unbedingt boozy Shortdrinks bestellt, sollte bei diesem mit einem Rhabarber-Streifen garniertem Drink über seinen Schatten springen.

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Bei unserem Besuch stand im Das schwarze Schaf gerade der Wechsel von der Winter- auf die Sommerkarte an. Von dieser stammt der „Kinjo“, für den Sven und sein Barteam Erdbeeren pflücken waren. Aus dem daraus gekochten Sirup wird zusammen mit Yoshi Nama Gin, Kräutergeist vom Freimeisterkollektiv und Fino Sherry ein fruchtiger, sehr aromatischer Cocktail gemixt. So schmeckt der Sommer in Bamberg!

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Selbstverständlich kommen hier auch alle auf ihre Kosten, die einen gut gemachten Klassiker zu schätzen wissen. Egal ob Negroni, Whisky Sour – im Übrigen aktuell der meistverkaufte Drink im Das schwarze Schaf – oder Sazerac, hier werden sowohl Cocktail-Newbies als auch erfahrene Bargänger garantiert einen tollen Abend in entspannter Wohnzimmer-Atmosphäre verbringen. Und zu der tragen Svens Qualitäten als Gastgeber, Bartender und Gesprächspartner maßgeblich bei. Das schwarze Schaf ist der Ort, an dem sein ganzes Herz hängt. Und genau dieses Gefühl nehmen wir aus Bamberg mit.

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Was lange währt. Schon eine gefühlte Ewigkeit wollten wir zu Berlin einen Bar Guide machen. Nicht weil es unbedingt einen bräuchte, sondern weil wir endlich mal alle unsere Lieblingsplätze aus der Hauptstadt an einem Ort versammeln wollten. Das Ergebnis ist wie immer bei solchen Guides natürlich eine rein subjektive Sache. So wissen wir, dass der Westen der Stadt bei uns eher unterrepräsentiert ist. Allerdings gelingt es uns hoffentlich, unterhaltsam zu erklären, warum ausgerechnet diese Bar hier auftauchen musste. Für uns gehören neben der Geschichte einer Bar und ihrer Drinks vor allem die Menschen erwähnt, die eine Bar am Ende zu etwas Besonderem machen. Damit nun aber genug der Vorrede und rein ins Vergnügen!

Berlin Bar Guide Mural

At very long last — for what has felt like an eternity we wanted to do a Berlin bar guide. Not necessarily because there aren’t enough of those around already, but because we finally wanted to gather all our favorite places in one place. The result, as always with such guides, is of course an entirely subjective thing. So we know that the west of the city is rather underrepresented in our guide. However, we do hope to be able to explain our selection of venues in an entertaining fashion. For us, in addition to the history of a bar and its drinks, it is above all the people who make a bar special in the end and thus it is they who need to be mentioned. But enough with the preface and now let’s dive into it!

 

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Truffle Pig (Neukölln)

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Neukölln war eines dieser Berliner Viertel, die man noch vor zehn Jahren ganz bestimmt nicht besuchte, wenn man einen guten Cocktail trinken wollte. Das ist heute ganz anders. Allein im Umkreis weniger Hundert Meter findet man hier gleich mehrere herausragende Bars, von denen das Truffle Pig nur die erste in unserem Bar Guide ist. Der Eingang ist zugegeben nicht ganz so leicht zu finden und doch versucht man nicht auf Biegen und Brechen das oft kopierte Konzept einer Speakeasy-Bar zu imitieren. Inzwischen gibt es sogar außen an der Eckkneipe Kauz & Kiebitz einen Hinweis auf das Truffle Pig, welches im Hinterzimmer des K&K seit dem Jahr 2017 ein Cocktail-Menü aus wechselnden Eigenkreationen und Klassikern anbietet. Betritt man die Kiezkneipe muss man eigentlich nur noch den Schweinespuren bis zu einem Spiegel folgen und dann den Knopf des Feuermelders drücken. Empfangen wird man dann von Barmanager Vito Nicotra oder seinem Kollegen Giacomo. Die italienischen Wurzeln der Truffle Pig-Crew spiegeln sich in Drinks wie dem „Lucky Luciano“, in dem Whiskey mit italienischen Bitter und Amaro (was sonst?) zusammenkommt. Der „Palo Rosato“ ist dagegen ein leichter High Ball aus Gin, Rosé-Wermut, Grapefruit und einem unverwechselbaren Palo-Santo-Aroma. Beide sind perfekt für den Einstieg in den Abend. Von der neuen Karte sollten sowohl Liebhaber als auch Hater des „Espresso Martini“ den von Vito kreierten „Sicilian Coffee“ probieren, für den er sogar seine alte Bialetti entstaubt hatte. Ein Besuch im Truffle Pig, dieser unglaublich gemütlichen Speakeasy-Bar, ist für uns jedes Mal wie die Reise in einen anderen Kosmos. Man bleibt in Berlin und ist an diesem Abend doch ganz woanders.

Berlin Bar Guide Truffle Pig 4

Neukölln was one of those Berlin neighborhoods that ten years ago you definitely wouldn’t consider for a good cocktail. Today, things are very different. Within a few hundred meters alone, you’ll find several outstanding bars here, of which Truffle Pig is just the first in our bar guide. Although its entrance is admittedly not that straightforward to find, they don’t attempt to imitate the frequently copied concept of a speakeasy. In the meantime, there is even a sign on the outside of the corner bar Kauz & Kiebitz indicating the Truffle Pig, which has been offering a cocktail menu of changing own creations and classics in the back room of the K&K since 2017. Upon entering the Kiezkneipe, all you really have to do is follow the pig tracks to a mirror and then press the button on the fire alarm. You are then welcomed by bar manager Vito Nicotra or his colleague Giacomo. The Italian roots of the Truffle Pig’s crew are reflected in drinks such as the „Lucky Luciano,“ which combines whiskey with Italian bitters and amaro (what else?). The „Palo Rosato,“ meanwhile, is a light highball of gin, rosé vermouth, grapefruit and a distinctive Palo Santo flavor. Both are perfect to start the evening. From the new menu, both lovers and haters of the „Espresso Martini“ should try the „Sicilian Coffee“ created by Vito, for which he had even dusted off his old bialetti. A visit to Truffle Pig, this incredibly cozy bar, is like a journey into another cosmos. You stay in Berlin and yet on this evening you are somewhere else entirely.

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Wax On (Neukölln)

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Bleiben wir noch etwas in Neukölln. Und irgendwie auch im Truffle Pig. Denn dort hat sich das Team des Wax On einst gefunden. Gemeint sind Barbesitzer Sam Orrock und sein „Partner-in-Crime“ Damien Guichard, der heute als Barmanager das in der lebendigen Weserstraße beheimatete Wax On leitet. Und obwohl dessen Eröffnung gar nicht mal so lange zurückliegt, so hat die ganz nach unserem Geschmack eingerichtete Bar doch schon für mächtig Buzz weit außerhalb Berlins gesorgt. Das liegt sicher auch an der guten Vernetzung von Sam und Damien, die regelmäßig zu Gastschichten in anderen Top-Bars eingeladen sind. Und zum anderen liegt das am entspannten Konzept des Wax On, das sowohl Cocktail-Liebhaber aus aller Welt als auch die Nachbarschaft im Kiez gleichermaßen anzieht. Hier trinken Locals neben Berlin-Besuchern und Cocktail-Neulinge kommen mit Mixology-Fans oder anderen Barleuten ins Gespräch – denn die gehen auch gerne an ihren freien Tagen ins Wax On. Besonders leicht fällt die Kontaktaufnahme an der Bar, die mit ihrer schlichten Betonoptik als Eyecatcher funktioniert. Aus Sicht eines Bartenders dürfte aber viel wichtiger sein, dass sich die Barstation auf der gleichen Höhe wie der Tresen befindet. Die maßgeblich von Damien entwickelte Barkarte greift Klassiker auf und interpretiert diese teilweise neu. Ein gutes Beispiel dafür ist der vegane „House Sour“, den man unbedingt bestellen sollte. Hier verbinden sich Gin, Sake und Rhabarber unter einer Schaumkrone zu einem echten Crowd Pleaser. Der „Go Apes“ räumt dagegen mit dem Image langweiliger High Balls (Rum, geklärte Banane, Kaffeedestillat, Soda) ordentlich auf. Eigentlich könnte man jeden Drink empfehlen. Wirklich überrascht hat uns auch Damiens „Gimlet“, der den Klassiker mit seinem Mezcal- und Maracuja-Aroma plötzlich wie einen Newcomer erscheinen lässt. Dazu passt, dass das Wax On vom Mixology-Magazin zur „Neuen Bar des Jahres 2023“ gekürt wurde. Es dürfte nicht die letzte Auszeichnung gewesen sein.

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Let’s stay in Neukölln for a while. And somehow also in the Truffle Pig. Because that’s where the team Wax On once met each other. We’re talking about bar owner Sam Orrock and his „partner-in-crime“ Damien Guichard, who is now bar manager of Wax On on the lively Weserstraße. And although it hasn’t been open that long, the bar, which is furnished to our taste, has already created a lot of buzz extending far beyond Berlin. This is on the one hand certainly due to Sam’s and Damien’s good networking, who are regularly invited to do guest shifts in other top bars. And on the other hand, it’s due to the relaxed concept of Wax On, which attracts cocktail lovers from all over the world as well as from its neighborhood Kiez in equal measure. Here, locals drink alongside Berlin visitors and cocktail newcomers get to talk to mixology fans or other bar people – because they also like to go to Wax On on their days off. It is particularly easy to make contact at the bar, which functions as an eye-catcher with its simple concrete look. From a bartender’s point of view, however, it is probably much more important that the bar station is at the same height as the bar. The bar menu, developed largely by Damien, picks up on classics and sometimes reinterprets them. A good example of this is the vegan „House Sour,“ which you should definitely give a try. Here, gin, sake and rhubarb combine under a crown of foam to create a real crowd pleaser. The „Go Apes,“ on the other hand, does away with the image of boring highballs (rum, clarified banana, coffee distillate, soda). Actually, any drink can be recommended. We were also really surprised by Damien’s „Gimlet,“ which suddenly makes the classic seem like a newcomer with its mezcal and passion fruit flavor. It’s fitting that Wax On was named „New Bar of the Year 2023“ by Mixology magazine. It is not going to be its last award.

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Fabelei (Schöneberg)

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Nun zieht es uns aber in den Westen. Mitten in Schöneberg öffnet seit Anfang 2019 die Fabelei Bar ihre Türen. Das haben längst auch Cocktail-Liebhaber außerhalb des Kiezes mitbekommen und sogar weit über die Stadtgrenzen Berlins hinaus. Denn in der Tat muss sich die vergleichsweise „junge“ Bar vor den Alteingesessenen in keiner Weise verstecken. Das Team um Bar-Managerin Anastasia Schöck und Head Bartender Filip Bochenski haben hier eine echte Wohlfühloase erschaffen, die alle Qualitäten einer echten Lieblingsbar auf sich vereint. Bei schönem Wetter kann man hier auch wunderbar draußen sitzen und gerne schon am Nachmittag einen ersten Drink genießen. Den Trend zu Aperitivo-Bars haben Alina und Filip früh erkannt und daraus ihr ganz eigenes Ding gemacht. Hierzu gehört neben den richtigen Drinks wie der „House Negroni“ oder der erfrischende „Chinotto“ auch die helle, freundliche Atmosphäre ihrer Bar. Beides zusammen lässt die Aperitivo-Kultur in Schöneberg täglich neu aufleben. Die mit sehr viel Liebe zum Detail entworfene Barkarte zeigt die ganze Bandbreite moderner Mixology-Kunst. Neben besagten Aperitivo-Drinks und den dazu passenden Snacks finden sich auch mehrere nicht-alkoholische und „Low ABV“-Drinks auf der Karte – zum Beispiel eine Variante mit Sencha-Tee. Wer einmal etwas tiefer in die Cocktail-Geschichte eintauchen möchte, sollte unbedingt am „Classic Tuesday“ vorbeischauen. Hier featured Filip Woche für Woche einen anderen Klassiker. Die Aufteilung der Räumlichkeiten ist so geschickt gewählt, dass man sich eigentlich in zwei unterschiedlichen Bars fühlt. Während man direkt an der Bar die fast schon mediterrane Atmosphäre genießen kann – bis in die frühen Abendstunden wird der Raum mit Licht durchflutet – stellt sich weiter hinten eher ein entspanntes Salon-/Speakeasy-Gefühl ein. Beides hat seine Berechtigung – genauso wie die Fabelei Bar als Ganzes. Auch wenn man es nicht glauben mag, aber exakt ein solcher Ort für Daydrinking und authentische Cocktail-Kultur hat Berlin lange gefehlt.

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But now we are drawn to the West. In the middle of Schöneberg, the Fabelei Bar has opened its doors in the beginning of 2019. This has long been noticed by cocktail lovers outside the neighborhood and even far beyond Berlin’s city limits. Because in fact, the comparatively young bar does not have to hide from the long-established in any way. The team around bar manager Anastasia Schöck and head bartender Filip Bochenski have created a real oasis of well-being that combines all the qualities of a real favorite bar. Weather permitting you can also sit outside and enjoy your first drink in the afternoon. Alina and Filip recognized the trend towards aperitivo bars early on and made their very own thing out of it. This includes not only the right drinks like the „House Negroni“ or the refreshing „Chinotto“ but also the bright, friendly atmosphere of their bar. Both together revive the aperitivo culture in Schöneberg every day. The bar menu, designed with great attention to detail, shows the whole range of modern mixology art. In addition to said aperitivo drinks and matching snacks, there are also several non-alcoholic and „low ABV“ drinks on the menu – for example, a variant with Sencha tea. If you want to delve a little deeper into the history of cocktails, you should definitely stop by on „Classic Tuesday.“ Here Filip features a different classic every week. The layout of the space is so cleverly chosen that it actually feels like being in two different bars. While you can enjoy the almost Mediterranean atmosphere directly at the bar – the room is flooded with light until the early evening hours – a more relaxed salon/speakeasy feeling sets in further back. Both have their justification – as does the Fabelei Bar as a whole. Even if you don’t believe it, but exactly such a place for daydrinking and authentic cocktail culture has been missing in Berlin for a long time.

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Hildegard Bar (Charlottenburg)

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Es gibt Abende in Bars, die man niemals vergisst. Für uns gehört ab sofort auch jener Abend in der Hildegard Bar dazu. Mitten im „alten“ Westen der Stadt in Sichtweite von Kudamm und KaDeWe liegt das als Bar getarnte Wohnzimmer von Thomas Pflanz. Denn sobald man hier eintritt, fühlt man sich, als wäre zuhause bei einem Freund eingeladen. Es überrascht uns nicht, dass Thomas schon mehrfach als “Gastgeber des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Thomas lebt hier seine Passion. Überhaupt ist er ein Berliner Original, das auf 40 Jahre hinter dem Tresen zurückblicken kann. Legendäre Stationen wie die Lützow Bar oder die Victoria Bar hat er mit seiner Leidenschaft als Bartender, Gastgeber und vor allem als Mensch über viele Jahre geprägt. Vor sechs Jahren eröffnete er dann mit der Hildegard Bar seine erste eigene Bar. Tatsächlich fühlt sich dieser Ort, an dem noch geraucht werden darf, aber viel älter an. Jede Ecke atmet echte Berliner (Bar-)Geschichte. Das liegt neben Details wie der alten Jukebox und der Tapete aus den 1960ern vor allem an Thomas selbst. Was jetzt vielleicht nach einer unhöflichen Anspielung auf sein Alter klingt, ist in Wahrheit ein Kompliment, das von Herzen kommt. Thomas‘ Lieblingsplatz ist direkt an der Bar hinter dem Plattenspieler, wo er Musik aus über fünf Jahrzehnten auflegt und seinen Gästen dabei herrliche Anekdoten aus seinem bewegten Musiker- und Bartender-Leben zum Besten gibt. Bars mögen eine große Leidenschaft von ihm sein, die größte ist aber die Musik. Die Hildegard Bar ist ein eigener Kosmos, in dem die einzelnen Teile ein wahnsinnig schönes Puzzle ergeben. Wunderbare Drinks wie der samtige „Earl of Hildegard“ (aus Earl Grey Gin, Triple Sec, Zitrone und einer beeindruckenden Eiweißschaumkrone) oder der „Negroni Celentano“ (ein Negroni auf Rum-Basis) sind nur ein Teil des Ganzen. Ohne Thomas wäre es eine Bar, zu der man gerne immer mal wieder zurückkehrt. So ist es aber ein Ort, den man am liebsten nie mehr verlassen möchte.

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There are evenings in bars that you never forget. For us, from now on, that evening in the Hildegard Bar is one of them. In the middle of the „old“ west of the city, within sight of Ku’damm and KaDeWe, lies the living room of Thomas Pflanz disguised as a bar. Because as soon as you enter, you feel like you’ve been invited to a friend’s home. It’s no surprise to us that Thomas has been named „Host of the Year“ several times. Thomas lives his passion here. In general, he is a Berlin original who can look back on 40 years behind the bar. Legendary venues such as the Lützow Bar and the Victoria Bar have been shaped for many years by his passion for bartending, for being a host and, above all, by him as a person. Then, six years ago, he opened his first own – the Hildegard Bar. In fact, however, this place, where smoking is still permitted, feels much older. Every corner oozes real Berlin (bar) history. Apart from details like the old jukebox and the wallpaper from the 1960s, this is mainly due to Thomas himself. What may sound like a rude reference to his age now is actually a compliment that comes from the heart. Thomas‘ favorite place is right at the bar behind the record player, where he plays music from more than five decades and tells his guests wonderful anecdotes from his eventful life as a musician and bartender. Bars may be a great passion of his, but the greatest is music. The Hildegard Bar is a cosmos of its own, in which the individual pieces form an insanely beautiful puzzle. Wonderful drinks like the velvety „Earl of Hildegard“ (made with Earl Grey Gin, Triple Sec, lemon and an impressive egg white foam crown) or the „Negroni Celentano“ (a rum-based Negroni) are just one part of the whole. Without Thomas, it would be a bar you’d be happy to return to again and again. But as it is, it’s a place you’d prefer never to leave.

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Mr. Susan (Mitte)

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Wenn es jemals einen Beweis dafür gebraucht hätte, dass eine gute Bar nicht nur aus guten Drinks besteht, dann liefert Mr. Susan den Beweis. Denn ohne das kongeniale Team aus Besitzerin Susan Choi, die viele Berliner schon von ihren Food-Pop-ups kennen dürften, und Bar-Manager Robbert De Wildt wäre der Besuch nur halb so unterhaltsam. Beide lieben und leben ihren Job, was man bereits merkt, wenn man die Stufen in die helle, ganz untypisch designte Bar mit ihrem Terrazzo-Tresen hinabsteigt. Während draußen rund um den Monbijou-Park und die Oranienburger Straße noch das quirlige Großstadtleben tobt, fühlt man sich bei Mr. Susan plötzlich wie am Santa Monica Beach. Das ist kein Zufall, denn Susan hat lange in Kalifornien gelebt und genau diesen entspannten Lifestyle transportiert sie in ihre kleine Berliner Bar. Hier soll von der ersten Minute an der Spaß im Vordergrund stehen, ohne dass Gäste bei der Qualität der Drinks jedoch Abstriche machen müssten. Das Cocktail-Menü ist unterteilt in einen Bereich mit „Mr. Susan Classics“, zu dem der „Kimchi Margarita“ mit Kimchi-Saft aus eigener Herstellung und der „Kimchi Michelada“ gehören. Letzterer wird auch in Kaliforniern sehr gerne getrunken. Bei Mr. Susan wird er mit einem Kimchi-Eis-am-Stiel serviert – ein „Perfect Match“. Neben den House-Classics tüfteln Susan und Robbert auch immer an neuen Drinks. Von der aktuellen Sommerkarte probierten wir neben dem angenehm rauchigen „Smoked Bell Pepper“ auch den vor allem bei den weiblichen Gästen beliebten „Golden Rose“. Der Cocktail ist dank seines Eiswürfels in Rosenform schon optisch ein absoluter Eyecatcher. Als Basisspirituose wird hier der in Korea destillierte Reiswein Soju eingesetzt. Auch das passt zum kosmopolitischen Konzept von Mr. Susan. Richtig geflasht waren wir vom nussigen, nach Vanille duftenden Aroma des „Pandan Spritz“. Warum kam noch niemand zuvor auf die Idee, das asiatische Pandan für einen leichten Sommer-Cocktail zu nutzen? Schon dafür würden wir am liebsten morgen ins Mr. Susan zurückkehren. Und auch dann würde uns Susan wieder mit ihrer guten Laune und offenen Armen empfangen. Das Gastgebersein ist ihr Lebenselixier.

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If ever there was a need for proof that a good bar consists of more than just good drinks, Mr. Susan provides said proof. Because without the congenial team of owner Susan Choi, who many Berliners may already know from her food pop-ups, and bar manager Robbert De Wildt, the visit would only be half as entertaining. Both love and live their job, which is obvious upon descending the steps into the bright, uncharacteristically designed bar with its terrazzo counter. While the bustling city life is still going on outside around Monbijou Park and Oranienburger Strasse, you suddenly feel like you’re on Santa Monica Beach at Mr. Susan’s place. That’s no coincidence, because Susan lived in California for a long time and it’s exactly this relaxed lifestyle that she transports to her little Berlin bar. Here, the focus is on fun from the very first minute, but without guests having to compromise on the quality of the drinks. The cocktail menu is divided into a section with „Mr. Susan Classics,“ which includes the „Kimchi Margarita“ with homemade kimchi juice and the „Kimchi Michelada.“ The latter is also a favorite in Californians. At Mr. Susan’s, it’s served with a kimchi popsicle. In addition to the house classics, Susan and Robbert are always experimenting with new drinks. From the summer menu, we tried the smoky „Smoked Bell Pepper“ as well as the „Golden Rose.“ Thanks to its rose-shaped ice cube, the cocktail is an absolute eye-catcher. The base spirit used here is Soju, a rice wine distilled in Korea. This also fits in with the cosmopolitan concept of Mr. Susan. We were really flashed by the nutty, vanilla-scented aroma of the „Pandan Spritz“. Why has no one before come up with the idea of using Asian pandan for a light summer cocktail? For that alone, we would love to return to Mr. Susan tomorrow. And even then Susan would welcome us again with her good mood and open arms. Being a host is her lifeblood.

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Goldfisch Bar (Friedrichshain)

 Berlin Bar Guide Goldfisch Bar 5

Dass ausgerechnet im Szeneviertel Friedrichshain das Angebot an wirklich guten Bars eher übersichtlich erscheint, mag zunächst überraschen. Vieles ist hier nämlich auf die bekannten Happy-Hour-Deals oder gefällige Spritz-Drinks ausgerichtet. Umso glücklicher sind wir, dass es die Goldfisch Bar gibt. Von außen eher unscheinbar (ok, es gibt tatsächlich einen Goldfisch im Fenster) kann man aber schon nach dem Öffnen der Eingangstür in eine andere Welt eintauchen und das eher laute Friedrichshain hinter sich zurücklassen. Die mit sparsamer Beleuchtung kreierte Wohlfühl-Atmosphäre des Goldfisch gefiel uns auf Anhieb. Rustikale Backsteinwände und ein die Blicke magnetisch anziehender Fotoprint mit drei japanischen Geishas machen diesen Ort ziemlich unverwechselbar. Der lange Tresen und die Bar mit ihrer verspiegelten Rückwand sowie der umfangreichen Spirituosenauswahl sind dann aber das Herzstück dieser Bar, die mit Kai Wolschke einen wunderbar unaufgeregten Bar-Manager hat, der Berlins Cocktail-Kultur in den vergangenen Jahren maßgeblich mitgeprägt hat. Manch einer wird ihn noch aus der Booze Bar kennen. Wer mehr über Kai erfahren möchte, dem empfehlen wir das spannende Porträt des Mixology-Magazins. Wirft man einen Blick in die Karte, so bestätigt sich der Eindruck, dass hier ausschließlich erstklassige Drinks aus Premium-Spirituosen gemixt werden. Die von Kai entwickelten Drinks, von denen manche wie der „Goldfisch Mule“ als Klassiker-Twist starteten und inzwischen selbst Berliner Klassiker sind, spielen im Gegensatz zur Hertha tatsächlich in der Champions League. Der perfekt zwischen Säure und Süße ausbalancierte „Cheesecake Margarita“ (bestehend aus Cheese Tequila, Pfirsich, Vanille, Limette und Zitrone) ist ein weiterer Goldfisch-Signature-Drink, der eigentlich niemals von der Karte verschwinden dürfte. Wer dagegen lieber einen „boozy“ Drink bevorzugt, sollte bei Kai den „Sugitez“ bestellen. Für den werden Stork Rye Korn, Sugi Barrel Sake und PX Sherry miteinander verrührt und dann auf Eis im Tumbler serviert. Wie sehr wir diese Bar lieben, lässt sich am besten mit einem abgewandelten Loriot-Zitat ausdrücken: Berlin ohne den Goldfisch ist möglich aber sinnlos.

Berlin Bar Guide Goldfisch Bar 1

It may initially come as a surprise that there is a comparative dearth of exceptional bars in the trendy district of Friedrichshain, of all places. After all, a lot here is geared towards happy hour deals or pleasing spritz drinks. So, we are all the happier that there’s the Goldfisch Bar. Rather inconspicuous from the outside (ok, there’s literally a goldfish in the window), but as soon as you open the front door you can dive into another world and leave the rather noisy Friedrichshain behind. We liked the Goldfisch’s feel-good atmosphere, created with sparse lighting, right away. Rustic brick walls and a photo print of three Japanese geishas that magnetically attracts the eye make this place stand out. But the long bar and the bar with its mirrored back wall and extensive selection of spirits are the heart of this bar, whose wonderfully relaxed bar manager Kai Wolschke has played a major role in shaping Berlin’s cocktail culture in recent years. Some will still know him from the Booze Bar. If you want to know more about Kai, we recommend the exciting portrait in Mixology magazine. A glance at the menu confirms the impression that only first-class drinks made from premium spirits are mixed here. The drinks developed by Kai, some of which, like the „Goldfish Mule,“ started out as classics with a twist and have since become Berlin classics in their own right and actually play in the Champions League, unlike Hertha. Perfectly balanced between acidity and sweetness, the „Cheesecake Margarita“ (consisting of cheese tequila, peach, vanilla, lime and lemon) is another Goldfish signature drink that should never actually disappear from the menu. On the other hand, those who prefer a „boozy“ drink should order the „Sugitez“ from Kai. For this one, Stork Rye Korn, Sugi Barrel Sake and PX Sherry are mixed together and then served on ice in a tumbler. The best way to express how much we love this bar is with a modified quote by Loriot: Berlin without the goldfish is possible but pointless.

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Bar Neiro (Mitte)

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Von Japan aus begann einst der weltweite Siegeszug der Listening Bars. Es waren In Sheep’s Clothing aus Los Angeles, die diese besondere Nische der Barkultur auch im Westen so richtig bekannt machten. Das Konzept des entspannten Trinkens in einem geschützten Klangraum ist jetzt auch in Berlin angekommen – genauer in der Bar Neiro auf dem Gelände des legendären KitKat-Clubs. Seit April ist dieser Ort das Zuhause von Bar-Manager Jeffrey Berraoui, den wir noch aus dem „Truffle Pig“ kannten. Die Bar Neiro orientiert sich an den japanischen „Jazz Kissa“ (Jazz-Cafés). Das Motto lautet hier dann folgerichtig „Pause and Listen“. Man kann sich ganz entspannt mit seinem Sitznachbarn unterhalten (wenn man es denn möchte). Selbstredend ist die Bar Neiro mit einem erstklassigen HiFi-Soundsystem bestückt und natürlich werden hier ausschließlich Vinyl-Platten abgespielt. Entsprechend perfekt ist der Klang. Je nach Wochentag kann sich die Art der Musik unterscheiden, wobei es keine festen Regeln gibt. Bei unserem Besuch an einem Sonntagabend wurde hauptsächlich elektronische Musik gespielt. Die Idee zu diesem Barkonzept hatte Tontechniker Erik Breuer, der mit seinen „Brewery Studios“ an der gleichen Adresse zu finden ist. Als die Räumlichkeiten frei wurden, ergriff er die Chance, dort eine Listening Bar einzurichten. In der Bar Neiro verbindet sich seitdem ein erstklassiger Sound mit einer sehr angenehmen Wohnzimmer-Atmosphäre und japanisch inspirierten Cocktails aus Premium-Spirituosen. Letzteres ist ebenfalls eine Hommage an die dortige Barkultur, wie Jeff zu berichten weiß. Der „Kappa’s Cure“ spielt mit dem klassischen Margarita, der „Highball #1“ ist ein leichter Drink auf der Basis von japanischem Whisky, Jasmin und Kokosnuss. Auf der Barkarte finden sich außerdem eine Auswahl an Weinen, Sake und japanischen Bieren. Ein Abend in der Bar Neiro kommt einem Wellness-Trip für alle Sinne schon sehr nahe.

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The worldwide triumph of listening bars originated in Japan. It was „In Sheep’s Clothing“ in Los Angeles that really made this special niche of bar culture known in the West. The concept of relaxed drinking in a protected sound space has now also arrived on the premises of the legendary KitKat club. Since April, Bar Neiro has been the home of Jeffrey Berraoui, whom we still knew from the Truffle Pig. First of all, we can give the all-clear. Bar Neiro is inspired by Japanese listening „Jazz kissa“ (Jazz cafés) and the motto is consequently „Pause and Listen“. Still you can have a relaxed conversation with the person sitting next to you (if you want to). Naturally, Bar Neiro is equipped with a first-class hi-fi sound system, and of course only vinyl records are played here. The sound is accordingly perfect. Depending on the day of the week, the type of music can differ, although there are no fixed rules. During our visit on a Sunday evening, mainly electronic music was played. The idea for this bar concept came from sound engineer Erik Breuer, who can be found at the same address with his „Brewery Studios“. When the premises became available, he seized the opportunity to set up a listening bar there. Since then, Bar Neiro has combined first-class sound with a very pleasant living room atmosphere and Japanese-inspired cocktails made from premium spirits. The latter is also a tribute to the bar culture there, as Jeff reports. The „Kappa’s Cure“ plays with the classic margarita, while the „Highball #1“ is a light drink based on Japanese whisky, jasmine and coconut. The bar menu also features a selection of wines, sake and Japanese beers. An evening at Bar Neiro comes very close to a wellness trip for all senses.

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Velvet (Neukölln)

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Mit einem Besuch im Velvet schließt sich nun der Kreis. Denn dafür kehren wir noch einmal nach Neukölln zurück. Hier wird Cocktail-Kunst zelebriert, doch ganz anders als man das vielleicht vermuten könnte. Denn das mit der Kunst bezieht sich nicht auf eine besonders elaborierte Präsentation der Drinks – diese fällt in der Tat recht schlicht aus – sondern auf deren Entwicklung und Herstellung. Seit 2017 steht das Velvet unter der Leitung von Head Bartender Ruben Neideck für einen radikal saisonalen und regionalen Ansatz. So bleiben die nach ihrer Hauptzutat benannten Cocktails meist nur einige Wochen auf der Karte. Dafür experimentiert das Team jeden Dienstag (dem sogenannten „Lab Day“) mit neuen Ingredienzien und Verfahren, die man ansonsten nur aus der Küche oder dem Labor kennt. In der Spargelsaison kann das Spargel sein, in der Pilzsaison sind es in den Wäldern rund um Berlin eigenhändig gesammelte Pilze. Manche Zutaten bringt das Team auch aus dem eigenen Garten oder von einem Ausflug ins Berliner Umland mit. Wandel ist im Velvet zumindest bei den Drinks die einzige Konstante. Bei unserem Besuch fanden sich Drinks mit weißem Flieder, Kerbel, Rhabarber und Japanknöterich, was für viele doch eher ein Unkraut ist, auf der Karte. Und besagter Drink auf der Basis von weißem Spargel, bei dem selbst hergestellter Spargellikör zusammen mit Gin, Zitronensäure, Mezcal, Mandel und Jasmin einen überraschend leichten und erfrischenden Cocktail ergab. Auch der Cocktail auf der Basis von destilliertem Wermutkraut konnte geschmacklich absolut überzeugen. Zusammen mit Sake, trockenem Wermut, Verjus und Bergamottenöl entwickelte Bartender Inan eine leichte, sommerliche Sour-Variante. Das Interieur des Velvet kommt mit wenig aus. Ein Tresen aus dunklem Holz, gemütliche Barstühle, dunkelgraue Wände und ein stimmiges Lichtkonzept – das war es eigentlich schon. Bis zum Sonnenuntergang erhellt das durch die Rückseite der Bar einströmende Tageslicht den kleinen Raum, der das einzigartige Velvet-Konzept auf den Punkt bringt. Auszeichnungen wie die zur „Bar des Jahres“ sammeln Ruben und seine Kollegen auch deshalb vollkommen zu Recht. Hier wird Nachhaltigkeit gelebt und nicht bloß als Marketing-Buzzword verstanden. So ehrlich wie Neukölln.

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With a visit to Velvet, we have now come full circle. Because for this we return once again to Neukölln. Here, cocktail art is celebrated, but in a completely different way than one might expect. Because art does not refer to a particularly elaborate presentation of the drinks – this is in fact quite simple – but to their development and production. Since 2017, Velvet, under the direction of Head Bartender Ruben Neideck, has stood for a radically seasonal and regional approach. As a result, the cocktails named after their main ingredient usually only stay on the menu for a few weeks. To make up for this, every Tuesday (known as „Lab Day“) the team experiments with new ingredients and processes that are otherwise only known from the kitchen or lab. During asparagus season, this can be asparagus; during mushroom season, it is mushrooms collected by the team itself in the forests around Berlin. The team also brings back some ingredients from their own garden or from a trip to the Berlin countryside. Change is the only constant at Velvet, at least when it comes to drinks. When we visited, the menu included drinks with white lilac, chervil, rhubarb and Japanese knotweed, which many people consider a weed. And said drink based on white asparagus, where homemade asparagus liqueur together with gin, citric acid, mezcal, almond and jasmine made a surprisingly light and refreshing cocktail. The cocktail based on distilled wormwood was also absolutely convincing in terms of taste. Together with sake, dry vermouth, verjus and bergamot oil, Bartender Inan developed a light, summery sour variation. The Velvet’s interior makes do with little: A dark wood bar counter, comfortable bar chairs, dark gray walls and a coherent lighting concept – that’s pretty much it. Until sunset, daylight streaming in through the back of the bar illuminates the small space, which gets to the heart of Velvet’s unique concept. Awards such as „Bar of the Year“ are collected by Ruben and his colleagues for this reason, too, and quite rightly so. Here, sustainability is lived and not just understood as a marketing buzzword. As honest as Neukölln.

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Fortsetzung folgt // To be continued…