31 Dez Aimé Leon Dore x New Balance 990v5
Was wird von diesem Jahr aus Sicht eines Sneakerheads übrig bleiben? Die Einlösung von Kanyes „Yeezys for everyone“-Versprechen? Die absolute Dominanz von Nike/Jordan und adidas/Yeezy? Oder doch eher das Gefühl, dass der Markt schon lange seine Schmerzgrenze erreicht hat? Ich werde mich bestimmt an all das erinnern verbunden mit dem Gefühl, dass viele Brands eine Richtung eingeschlagen haben, die ich zumindest für schwierig halte. Die Inflationierung der Collabs hat bereits vieles kaputt gemacht ebenso wie das ständige Abklopfen aller Marketingaktivitäten auf eine möglichst einfache Konsumierbarkeit in den sozialen Medien.
Wer sich heute etwas länger mit einem Release auseinandersetzt und darin vielleicht auch etwas Negatives entdeckt, wird ignoriert. Wer dagegen alles grundlos abfeiert, erhält Aufmerksamkeit und wird hofiert. Irgendwie bin ich doch froh, dass unser Sneaker-Blog immer nur ein Hobby war und kein Beruf. Das macht unabhängiger(er) und lässt uns gut schlafen. Außerdem wollen wir auf dieser Seite auch in Zukunft Releases vorstellen, die uns etwas bedeuten und die nicht nur für eine knappe Instagram-Story herhalten müssen.
In diese Kategorie der besonderen Sneaker 2019 fällt ganz bestimmt der Aimé Leon Dore x New Balance 990v5. Ich hätte auch gerne dem ALD x 990v2 einen Blogpost gewidmet, doch weil dieser exklusiv nur bei ALD herauskam, wo ich damals in der Warteschlange festhing, konnte ich mich bislang nur von dessen „Zwilling“ überzeugen. Schon das Basismodell, der 990v5, war 2019 einer der wenigen erfolgreichen Modelle außerhalb der Swoosh/Trefoil/Jumpman-Bubble. In Grau oder Schwarz ist dieser ein zeitloser Alleskönner, dem sogar das einschläfernde Dadshoe-Etikett nichts anhaben kann. Dennoch war die New Balance-Kampagne zum Start des 990v5 („Worn by dads in Ohio and supermodels in London”) weitaus intelligenter als vieles, was ansonsten in diesem Jahr von den Brands im Marketing versucht wurde.
Der ALD x 990v5 nimmt die ohnehin starke Basis/Silhouette und setzt auf diese noch mal einen drauf. Schon der Farbmix aus einem satten Dunkelgrün und einem ebenfalls recht dunklen Blau passt zu beiden Brands und dem Outdoor-Thema der „Life in the Balance“-Kollektion. ALD, die ich eigentlich noch mehr für ihre Apparel liebe, haben ihre eigene Signatur recht dezent auf dem Sneaker verewigt. Das „ALD“-Branding auf der Ferse und der kleine Tag mit gelber Schrift ist jedenfalls das Gegenteil von laut und aufdringlich. Das Posen und Flexen überlässt man gerne Anderen. Auch das finde ich sehr sympathisch. ALD beweisen zudem, dass man erwachsene Mode mit Streetwear-Einflüssen machen kann, die nicht nach einer albernen Verkleidung aussieht.
Teddy Santis hat mit ALD eine Lücke gefüllt, auf die es nun immer mehr Copycats abgesehen haben. Als New Yorker-Label steht es für viele Aspekte und Subkulturen, die in dieser großartigen Stadt zuhause sind. Santis, der in Queens aufgewachsen ist und dort mit Hip Hop, Graffiti und Basketball in Kontakt kam, hat sich seinen kreativen Freiraum redlich verdient. Der ALD x 990v5 gießt die Essenz seines Labels in die Form eines wunderschönen Sneakers, der weder einem belanglosen Trend hinterherläuft noch mit Tricks um unsere Aufmerksamkeit kämpft. Und das ist in der heutigen Sneaker-Welt schon eine ganze Menge.
M.