22 Apr Food Guide Los Angeles
Wer unsere Reisen in den letzten Jahren verfolgt hat, dem wird nicht entgangen sein, dass wir ziemlich oft in Los Angeles waren. Das hängt zum Teil auch mit dem Essen dort zusammen. Und damit meinen wir nicht bloß Burger oder Hot Dogs, wobei es davon in LA auch verdammt gute gibt. Überhaupt ist die Stadt auch in kulinarischer Hinsicht so bunt und vielfältig wie ihre Bewohner. Durch die Nähe zu Mexiko trifft man vor allem auf die mexikanische Küche an jeder Ecke. Neben den vielen erstklassigen Restaurants lohnen sich auch die sehr unterschiedlichen Food Trucks und Pop-Up-Restaurants. Für aktuelle Events folgt man am besten IG Accounts wie @Eater_la und @happeningindtla. Vielleicht werden Ihr in dieser Auflistung die von uns besuchten Bars vermissen. Das hat einen einfachen Grund: Unserer Bar-Odyssee durch LA werden wir demnächst einen eigenen Blogpost widmen („30 Bars in 30 Days“). Hier geht es dagegen absolut jungendfrei zur Sache. Wir wünschen Euch einen guten Appetit!
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Brite Spot (Echo Park)
Seit kurzem führen die Inhaber des nahegelegenen Fine Dining-Restaurants Ostrich Farm das alteingesessene Brite Spot Diner. Doch keine Sorge! An den Grundzutaten eines guten Diners ändert das nichts. Das Essen ist noch immer bodenständig und manchmal sogar etwas überraschend wie beim „Brussels Sprouts Hash“, das wir so in dieser Form noch auf keiner Karte gefunden haben. Omeletts, Sandwiches, Pancakes, hausgemachte Kuchen und andere Kalorienbomben warten hier auf den hungrigen Gast, der satt und zufrieden das Brite Spot verlassen dürfte. Zuletzt wurde das Angebot auch auf den Abend ausgeweitet.
Dayglow (Silver Lake)
Einen guten Kaffee in LA zu bekommen, ist leichter als gedacht. Das liegt vor allem an den vielen kleinen Röstereien und Cafés, die in den vergangenen Jahren entstanden sind. Es gibt wirklich keinen Grund mehr, bestimmte Kaffeehaus-Ketten zu besuchen. Zu diesen kleinen, unabhängigen Spots zählt auch das sehr „instagramm-taugliche“ Dayglow in Silver Lake. Hier findet der Kaffeeliebhaber ganz verschiedene Bohnensorten aus unterschiedlichen Röstereien. Die Inhaber begeben sich regelmäßig auf die Suche nach den besten Röstern. Wer länger in LA bleibt, kann hier sogar so eine Art Club-Mitgliedschaft inklusive Kaffee-Abo abschließen.
Original Tommy’s (Historic Filipinotown)
Natürlich kann man in LA unzählige Burger-Brater finden. Doch nur wenige sind derart legendär wie Tommy’s. Wir empfehlen die Original-Location, gemeint ist die Erste überhaupt von Tommy’s, in Filipinotown. Diese hat nicht nur rund um die Uhr geöffnet sondern besitzt auch noch den ganz besonderen Tommy’s-Charme. Was man hier bestellen muss, erklärt sich von selbst. Tommy’s Spezialität ist neben dem Burger das cremige Chili, das wahlweise auf die Burger oder die Pommes gegeben wird. Man kann aber auch das Chili pur probieren, wobei man hier aber schon eine gewisse Schärfe mögen muss. Zu jeder Tages- und Nachtzeit ist auf den guten Tommy Verlass!
Millie’s Cafe (Silver Lake)
Dieser Ort war bei unserem letzten LA-Urlaub so etwas wie unser zweites Wohnzimmer. Fragt uns lieber nicht, wie oft wir bei Millie’s Cafe gefrühstückt haben. Wir wissen es nicht! Seit fast 100 Jahren gibt es Millie’s an der gleichen Stelle nun schon, natürlich mit wechselnden Besitzern und wechselnden Designs. Geblieben ist der schon legendäre Ruf dieses Frühstücklokals, das eigentlich an jedem Tag gut besucht ist. Am Wochenende muss man zu den beliebten Brunch-Zeiten schon mal etwas länger auf einen Tisch warten (wer die Ruhe sucht, kommt vor 9 Uhr vorbei). Ansonsten ist die Millie’s-Crew aber ziemlich fix unterwegs. Wie im Diner wird auch hier der Kaffee unendlich nachgeschüttet. Die Frühstücks-/Brunch-Karte lässt zudem keine Wünsche offen. Probiert unbedingt das Spanish Omelett mit Bohnen und Avocado, das „Neptun’s Mess“-Omelett mit Lachs, Frühlingszwiebeln und Cream Cheese, die Huevos Rancheros und die Pancakes! Und ein paar Scheiben Bacon oder die gebratene Chorizo als Beilage dürfen im Millie’s ebenfalls nie fehlen.
Freedman’s (Silver Lake)
Wir hatten zugegeben hohe Erwartungen an dieses relativ neue Restaurant in Silver Lake. Entsprechend wäre es auch möglich gewesen, dass wir Freedman’s mit einer gewissen Enttäuschung verlassen hätten. Allerdings war das genaue Gegenteil der Fall. Das Freedman’s – vom Bon Appetit-Magazin 2018 immerhin unter die „10 Best New Restaurants“ in den USA gewählt – bietet eine jüdisch inspirierte Soulfood-Küche, die wir mit dem ersten Bissen in unser Herz geschlossen haben (und in unseren Magen). Sowohl mittags zum Lunch als auch am Wochenende zum Brunch oder abends zum Dinner haben Jonah Freedman und seine Crew unverschämt köstliche Gerichte wie ihren berühmten Reuben Signature Sandwich, den Lachs Bagel mit hausgemachtem Eiersalat, die Matzoh Ball-Suppe oder die Smoked Fish-Platte auf der Karte. Auch kann man nach dem „Baukastenprinzip“ seinen eigenen Bagel zusammenstellen. Aber lasst noch etwas Platz für den Guava Cheesecake! Noch so eine Freedman’s Spezialität. Dazu verbreitet das gesamte Restaurant einen hinreißenden Retro-Charme inklusiver gemusterter Tapeten und einem Haus-Telefon (!). Dort würde Jonah so gerne mal einen Anruf annehmen und ganz wie Moe Szyslak einen Gast ausrufen lassen. Wir kommen ganz bestimmt wieder! Und sei es nur für die Drinks an der Bar.
Bowery Bungalow (Silver Lake)
Der Bowery Bungalow steht nicht in New York sondern in SIlver Lake. Und es ist auch kein Bungalow sondern ein Restaurant mit einem leicht mediterranen/orientalischen Einschlag. Zum Brunch gibt es hier zum Beispiel ein sehr gutes Shakshuka oder eine Blue Crab Benedict-Variante. Ok, das ist zugegeben weniger orientalisch aber nichtsdestoweniger sehr lecker. Auch lässt es sich hier im Gegensatz zu manch überfüllten Cafés am Wochenende noch recht entspannt brunchen. Definitiv (noch) ein echter Geheimtipp in Silver Lake!
Yeastie Boys (Food Truck)
Hier kommen die neuen Bagel-Shooting Stars von LA! Die Yeastie Boys machen mit ihren beiden Food Trucks täglich woanders Station. Oft findet man sie in Silver Lake und Los Feliz. Um zu wissen, wo sich die Trucks an einem Tag genau befinden, folgt Ihr den Yeastie Boys am besten auf Instagram. Dort wird der Zeitplan immer am Vorabend bekannt gegeben. Außerdem werdet Ihr dann auch mit den vielleicht lustigsten/skurrilsten IG-Stories überhaupt versorgt. Schon dafür lohnt sich das Folgen! Aber bei aller Social Media-Brillanz stimmt bei den Yeastie Boys auch das, wofür die Leute regelmäßig vor den Trucks in der Schlange anstehen. Die verschiedenen Bagels und die dazu hausgemachten Schmears (Aufstriche) kommen der Definition von Food Porn schon sehr nahe. Wir würden uns immer wieder für den „Lox Deluxe“ entscheiden. Wie fast überall in LA gibt es aber auch eine vegane Option!
Scout (Silver Lake)
Wir waren eben ja schon mal kurz bei den kleinen, schönen Cafés. Scout gehört auch in diese Kategorie. Für einen leckeren Cappuccino oder Americano haben wir hier gerne mal reingeschaut. Es gibt auch süßes Gebäck und einige Sandwiches sowie Müsli und Salate (alles auch zum Mitnehmen, was angesichts der wenigen Plätze recht praktisch ist). Wer mehr Hunger mitbringt, kann gleich nebenan im Schwester-Restaurant Sawyer etwas bestellen. Der Kaffee kommt dann auch von Scout, die Bohnen stammen von bekannten Röstern wie Stumptown. Auch das spricht für die Qualität des Scout-Kaffees.
Blu Jam Café (Melrose & Downtown)
Obwohl wir uns schon lange vorgenommen hatten, einmal im Blu Jam Café zu frühstücken, haben wir uns damit doch ganz schön Zeit gelassen. Das lag auch daran, dass vor dem Café immer eine mehr oder weniger lange Warteschlange zu sehen war. Denn der Ruf des Blu Jam, das nach dem alten Jazz-Club im Keller der Melrose Location benannt ist, geht weit über LA hinaus. Gründer und Chef Kamil Mejer hat 2006 das erste Blu Jam Café eröffnet. Zu der damaligen Zeit war die Idee, ausschließlich auf frische Zutaten und regionale Erzeuger zu setzen, nicht sehr weit verbreitet. Wie wir hören, hat das Blu Jam Café noch nicht mal einen Tiefkühler. Alles wird stattdessen frisch zubereitet und verarbeitet. Man sollte zudem besser nicht in Eile sein, denn auf das Frühstück wartet man hier schon mal eine halbe Stunde. Das Warten lohnt sich. Wir würden aufgrund des großen Andrangs jedoch eher unter der Woche hier frühstücken.
Manuela (Arts District)
Im Zentrum das wiederbelebten Arts District reiht sich Kunstgalerie an Kunstgalerie. Hauser & Wirth ist eine der bekanntesten. In deren Gebäude befindet sich nicht nur jede Menge Kunst, ein Geschenkeladen und ein schöner Innenhof sondern auch das Restaurant Manuela. Eingebunden in den Gebäudekomplex der Galerie lässt sich hier in einem stilvollen Ambiente großartig essen. Das großzügig gestaltete Restaurant bietet moderne amerikanische Küche und kleine Gerichte zum Teilen. Umsonst erhält der Gast auch noch einen Blick auf reichlich Kunst an den Wänden. Und welches Restaurant hält sich schon Hühner mit einem eigenen Instagram-Account (@chicksofManuela)?
Kismet (Los Feliz)
Wir sind generell eher vorsichtig, was gehypte Restaurants angeht. Die Enttäuschung folgt oft ziemlich schnell. Auch bei Kismet hatten wir das Gefühl, dass hier manch einer vielleicht zu große Worte gewählt hat. Keine Frage, unser Frühstück war wirklich gut. Das Pita-Brot als Beilage war hausgemacht und wunderbar frisch, das Granola ebenso. Das moderne aber keinesfalls kühl eingerichtete Restaurant bietet Gerichte aus dem Mittleren Osten, die man am besten im Family-Style genießt. Aber dennoch haben wir uns angesichts der Vorschusslorbeeren (James Beard-Nominierung) noch etwas mehr erhofft. Die beiden Kismet-Gründerinnen Sara Kramer und Sarah Hymanson dürften so oder so ihren Weg gehen. Als Teil einer neuen Generation an Restaurant-Besitzern, die auf Nachhaltigkeit und lokale Erzeuger setzen, stehen sie für ein absolut zukunftsweisendes Konzept.
Here’s Looking at You (Koreatown)
Wenn Ihr nur einen Brunch in Los Angeles macht, dann kommt hierher! Denn Here’s Looking at You (HLAY) hat einfach den besten Brunch der Stadt. Ende Der Geschichte. Und das ist absolut kein Zufall. Denn HLAY-Chef Jonathan Whitener hat schon beim Animal-Restaurant in der Küche gestanden und dort den großartigen Brunch gemanagt. Wer also schon bei Animal war, wird hier gewisse Parallelen bei den Gerichten und deren Zusammenstellung erkennen. Selbst was sich auf der Karte wenig spektakulär liest –wie zum Beispiel ein scheinbar einfacher Tomatensalat – löst eine echte Geschmacksexplosion aus. Der von uns gleich mehrfach besuchte Brunch folgt dem „Sharing is caring!“-Prinzip. Es fehlt uns schwer einzelne Gerichte zu empfehlen, weil alles so sensationell lecker ist. Wir versuchen es dennoch mal mit einer kleinen Rangliste: Auf dieser dürfen das Okonomiyaki, das Green Shakshuka und das verboten leckere Zucchini Brot nicht fehlen. Bagel-Fans bestellen natürlich den Jerusalem Bagel. Auch die Bar im HLAY gehört zu den Besten und Kreativsten von LA (schaut mal in unseren Bar Guide rein). Hinzu kommt, dass Jonathan ein unglaublich sympathischer Typ ist. Er hat eine Schwäche für Streetwear und ein ganz bestimmtes Label. Wer einmal in seinem Restaurant war, wird wissen, was damit gemeint ist.
Jones (West Hollywood)
Bei Jones handelt es sich um einen Liebling der Bartender und Küchenchefs. Das liegt zum einen an den langen Öffnungszeiten der Küche bis 2 Uhr nachts. Dazu ist das Jones einer dieser Orte, die noch an das „alte“ Los Angeles erinnern. Vieles ist hier übertrieben, kitschig und somit ganz Hollywood. Das Essen und die Drinks sind guter Durchschnitt, doch dieses kleine Defizit macht Jones mit seiner besonderen Atmosphäre und Geschichte weg. Es fällt schwer das kurz und knapp in wenige Worte zu packen. Am besten schaut Ihr hier selbst einmal vorbei, dann werdet Ihr sofort wissen, was damit gemeint ist. Es gibt darüber hinaus so einige Parallelen zum ebenfalls herrlich verkitschten, leicht trashigen HMS Bounty-Restaurant in Koreatown. Doch dazu später mehr!
Canter’s (Fairfax)
Das hier ist nicht unser erster Los Angeles-Guide. Wer unsere älteren Guides gelesen hat, dem wird dieser Name bekannt vorkommen: Canter’s. Das jüdische Restaurant/Deli/Café in Sichtweit von Supreme und Flight Club ist ganz klar einer unserer absoluten Lieblinge. Geöffnet 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr ist das Canter’s zu jeder Tages- und Nachtzeit für Euch da (Frühstück wird ebenfalls rund um die Uhr serviert)! Hier gibt es echtes Soulfood, große Portionen und die Canter’s typische Gastfreundschaft. Beliebt bei Einheimischen, Promis und Touristen kommen hier alle Generationen zusammen. Das Canter’s ist so wunderbar direkt und ehrlich. Kein Design-Mist, keine Marketing-Labels, nur verdammt gutes Essen! Ein Los Angeles ohne Canter’s können und wollen wir uns nicht vorstellen.
The Original Pantry Cafe (Downtown)
Wir bleiben noch etwas bei Traditionen und deren Bewahrer. Das Original Pantry Cafe muss man absolut dieser Kategorie zuordnen. Ununterbrochen (!) geöffnet seit den 1920er Jahren hat sich dieser Ort erfolgreich gegen jeden Zeitgeist und gegen jede Modernisierung durchgesetzt. Es handelt sich um ein typisch amerikanisches Diner der alten Schule. Fotos an den Wänden erinnern an die wechselvolle Geschichte des Diners und der Stadt. Man akzeptiert nur Barzahlung und kommt schnell zur Sache. Das Menü ist übersichtlich und das Gegenteil von Low Carb. Einen Berg Pommes und Brot gibt es praktisch zu jedem Gericht dazu. Bereits ab 4 Uhr morgens serviert das Original Pantry Cafe Frühstück. Wer zu gewissen Zeiten am Vormittag vorbeischaut, muss auch schon mal länger auf einen freien Tisch warten. Doch das ist es wert. Schnörkelloser kann amerikanische Diner-Geschichte kaum sein!
Tsubaki (Echo Park)
Die kulinarische Weltreise, die sich in einer Metropole wie Los Angeles machen lässt, wurde dank des Tsubaki noch ein kleines bisschen aufregender. Das recht neue Restaurant in Echo Park nennt sich ganz bescheiden und schlicht „A Japanese restaurant“. Tatsächlich ist das Tsubaki ein echtes Highlight für alle, die gutes (japanisches) Essen lieben. Das fängt bereits beim Service und der Gastgeberqualitäten von Chefin Courtney an, für die das Tsubaki spürbar ein echtes Herzensprojekt ist. Ihr Mann Charles ist hier der Küchenchef und zusammen sind beide ein fast unschlagbares Team. Für Sake-Liebhaber ist dieser Ort der Himmel auf Erden (gleich nebenan öffnet in diesen Tagen die Sake-Bar des Tsubaki). Egal ob das Sashimi, das Wagyu Tataki, der Tempura-Oktopus oder die gegrillten Lamm-Koteletts, jedes einzelne Gericht hat im Tsubaki die Höchstnote verdient.
Mustard Seed Cafe (Los Feliz)
So sehr wir Viertel wie Silver Lake und Los Feliz für ihren entspannten kalifornischen „Lifestyle“ schätzen, so sehr lieben wir Orte wie das Mustard Seed Café, in dem vor allem Einheimische anzutreffen sind und in denen die Hektik manch anderer gehypter Cafés ganz weit weg zu sein scheint. Wer beim Frühstück seine Ruhe haben möchte und dennoch nicht auf eine frische Frühstücksauswahl verzichten will, sollte unbedingt hier mal reinschauen. Die Qualität stimmt, das Preis-/ Leistungsverhältnis umso mehr. Ein echter Geheimtipp!
Mh Zh (Silver Lake)
Gemütlich geht es im Mh Zh zu, was auch an dem winzig kleinen Raum mit gerade einmal 2-3 Tischen liegt. Bei gutem Wetter – Gottseidank ist das in LA fast immer der Fall – kann man auch draußen an einem der kleinen Tische und Holzbänke Platz nehmen. Das Essen schmeckt in beiden Fällen grandios gut. Die israelisch/nahöstliche Küche des Mh Zh hat sich längst in ganz LA herumgesprochen und so sollte man am Abend möglichst frühzeitig dort sein, um lange Wartezeiten zu umgehen. Die angenehm schnörkellose Speisekarte kommt auf einem einfachen Blatt Papier daher. Neben wechselnden Specials gibt es einige Mh Zh-Favoriten wie das cremige Hummus Bling, der Bohneneintopf oder die Grillgerichte (probiert das Lamm). Viel besser geht es kaum! Das Mh Zh ist ein echtes Neighborhood-Juwel.
Wexler’s Deli (Santa Monica & Century City)
Wo Deli draufsteht, ist Deli drin. Auf diesen einfacher Nenner lässt sich das Angebot des Wexler’s bringen. Man erwartet hier Bagel mit Cream Cheese, geräucherten Fisch, Sandwiches mit Pastrami und Corned Beef. Und genau das soll der Gast auch bekommen. Der Fisch wird bei Wexler’s noch selbst geräuchert und die Qualität des Pastrami muss sich nicht vor der anderer Delis verstecken. Wer lieber Lust auf was Süßes hat, bestellt den Black-and-White-Cookie oder einen Schokoladen-Babka. Und keine Sorge wegen der Kalorien: Wir sind schließlich im Urlaub!
Norah (West Hollywood)
Auch das Norah in West Hollywood bietet einen Einblick in die moderne kalifornische Küche. Das im Wochenrhythmus wechselnde Abend-Menü erhält am Wochenende Unterstützung von einem nicht weniger empfehlenswerten Brunch, der dank Klassiker wie das Avocado Toast, über Egg Benedict und Granola bis zu Pancakes und French Toast eigentlich kaum Wünsche offen lässt. Einen weiteren Pluspunkt erhält das Norah für seine elegante aber keinesfalls prätentiöse Atmosphäre und Einrichtung. Beides war vielmehr genau nach unserem Geschmack. Allein die Portionen könnten angesichts der doch recht gehobenen Preise etwas größer sein. Aber schließlich befinden wir uns in West Hollywood, was zumindest die Preisgestaltung teilweise erklärt.
Redbird (Downtown)
Schon lange wollten wir einmal ins Redbird. Das Restaurant von Küchenchef Neal Fraser besitzt einen tadellosen Ruf, dem ihm weit vorauseilt. Bereits die Location ist durchaus beeindruckend. Neben einer gemütlichen Lounge mit Barbetrieb gibt es den eigentlichen Dining Room mit einer zweiten Bar, in dem wir zum Brunch verabredet waren. Beim Blick auf das Menü steht man schnell vor existenziellen Entscheidungen: Nehme ich die Basque Baked Eggs oder doch lieber das Lamb Belly Hash? Sollen es die klassischen Shrimp & Grits sein oder eher die Ricotta Blueberry Pancakes? Morgens um 11 Uhr, wenn man noch auf seinen ersten Kaffee wartet (der Service könnte etwas schneller sein), fällt eine Entscheidung nicht gerade leicht. Vermutlich verlässt hier aber jedes einzelne Gericht nahezu perfekt zubereitet die Küche. Für die ebenfalls viel gelobte Bar des Redbird müssen wir ohnehin noch einmal wiederkommen.
Doubting Thomas (Historic Filipinotown)
Eigentlich hätten wir ein derart hippes Café eher in Silver Lake oder Berlin-Mitte vermutet, doch mit seiner Lage in Filipinotown überrascht das Doubting Thomas wohl nicht nur uns. Frühstück, Brunch und Lunch sind die Angebote dieses perfekt durchdesignten Cafés, in dem großen Wert auf die Qualität der Röstungen und möglichst naturbelassene Zutaten gelegt wird. Letzteres schmeckt man besonders beim hausgemachten Granola. Das Doubting Thomas beweist außerdem, dass auch ein gutes Shakshuka einfach seine Zeit braucht. Doch das Warten lohnt sich, das können wir Euch versichern! Schneller geht es, wenn man nur einen Coffee-to-go und dazu ein süßes Gebäck bestellt.
Hatchet Hall (Culver City)
Was Hatchet Hall auszeichnet, klingt zunächst nach einem Widerspruch: Rustic Fine Dining. Chef Brian Dunsmoor, der bereits mit seinem Pop-up-Restaurant „Wolf in Sheep’s Clothing“ und als Küchenchef des „Hart and the Hunter“ im Palihotel auf sich aufmerksam machte, hat es geschafft, diesen Widerspruch aufzulösen. In seiner Küche wird mit alten Techniken, viel offenem Feuer und qualitativ besten Lebensmitteln gearbeitet. Das Ergebnis ist eine amerikanische Küche, die das Vergangene in die Gegenwart holt. „Finding beauty in imperfection“ lautet einer der Leitlinien von Dunsmoor, der mit Hatchet Hall und der angeschlossenen Old Man Bar das ansonsten etwas verschlafene Culver City (West) wirklich bereichert hat. Allein Veganer oder Kalorienzähler dürften vielleicht mit dem recht fleischlastigen (viel Wild) und gehaltvollen Menü ihre Probleme haben.
Gracias Madre (West Hollywood)
Während vegane Ernährung für viele nur ein gehypter Trend oder Lifestyle ist, bei dem Fleisch durch Fleischersatz ersetzt wird, so lässt sich an vielen Orten in LA das genaue Gegenteil beobachten. Dort wird vegane Küche nicht über Verzicht sondern über ihren Genuss definiert. Das elegante Gracias Madre ist einer dieser Vorreiter des veganen Essens und auch veganer Drinks. Stark beeinflusst von der mexikanischen Küche fällt es manch einem wohl erst hinterher auf, dass er/sie soeben einen veganen Lunch oder ein veganes Dinner hatte. Am besten lässt man das Wort „vegan“ in der Beschreibung des Gracias Madre einfach ganz weg, löst es bei den meisten doch nur falsche Assoziationen aus. Promis wie Beyoncé, so heißt es, seien hier öfters zu Gast. Die Nähe zum mondänen Beverly Hills macht das Gracias Madre dann auch zu einem echten Celebrity-Hotspot (Gossip Modus aus).
101 Coffee Shop (Hollywood)
Auf den 101 Coffee Shop wurden wir durch eine Episode der Jerry Seinfeld-Serie „Comedians in Cars Getting Coffee“ aufmerksam. Etwas abseits des nicht sehr glamourösen Hollywood „Walk of Fame“ gelegen ist dieser ein klassisches Diner, das fast rund um die Uhr geöffnet hat. Auch sonst kann man sich hier schnell wie Zuhause fühlen, woran nicht zuletzt das Essen seinen Anteil hat. Die gemütlichen Leder-Bänke im klassischen Diner-Style wollten wir nach unserem Frühstück am liebsten gar nicht mehr verlassen. Gutes Essen, große Portionen, so einfach kann es manchmal sein.
Bavel (Arts District)
Bavel ist ein Phänomen. Es befindet sich derzeit vermutlich auf nahezu jeder Foodie-List über Los Angeles. Entsprechend gut besucht (voller geht es nicht) ist das in einem alten Lagerhaus im Arts District untergebrachte Restaurant. Der Hype um Bavel scheint keine Grenzen zu kennen. Das erklärt sich nicht nur mit dem von der Küche des Nahen Osten inspirierten Essen sondern auch mit der Vita der Bavel-Chefs, die bereits mit dem Bestia eines der Top-Restaurants von LA betreiben. In beiden Fällen sollte man unbedingt frühzeitig (am besten 1 Monat im voraus) reservieren. Wer sich nicht an der immensen Hektik und Lautstärke eines vollbesetzten Restaurants stört, kann hier sein Dinner genießen. Das Hummus ist unglaublich cremig, die Garnelen sind richtig gut gewürzt. Das Highlight im Bavel ist aber sicherlich das Lamm-Shawarma, das praktisch vom Knochen abfällt so zart ist es.
HMS Bounty (Koreatown)
Der Übergang vom Bavel zum HMS Bounty-Restaurant fällt uns nicht leicht. Wir versuchen es trotzdem. Ähnlich wie das Jones ist auch das kurioserweise mitten in Koreatown gelegene HMS Bounty ein Liebling vieler Küchenchefs und Bartender (danke an Jonathan von HLAY für den Tip). Die absolut trashige Innenausstattung, die sich am besagten Segelschiff orientiert, lenkt aber nur kurz von der bodenständigen Küche ab. Die täglich wechselnden Specials für 12 Dollar bieten ein unschlagbares Preis-/Leistungsverhältnis. Hier gibt es weder fancy Schnickschnack noch läuft man irgendwelchen Trends hinterher. Das HMS Bounty scheint sich vielmehr ein eigenes Paralleluniversum geschaffen zu haben, in dem der Genuss eines guten Steaks oder von knusprig frittierten Fish & Chips alles andere vergessen lässt. Eine Oldschool-Kaschemme mit sehr viel Seele!