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Adidas
Ein Kurzbesuch im adidas Headquarter in Herzogenaurach ist eigentlich immer eine spannende Sache. Egal ob man mit Designern, die dort arbeiten, redet oder ob man das heilige Archiv mit großen Augen entdecken darf, der kleine Ort scheint immer eine Reise wert. So war es auch dieses Mal. Anlass war die Vorstellung des lang erwarteten adidas Ultra Boost „Uncaged“, der offiziell am 29. Juni in den Handel kommen wird (ab heute schon vorbestellbar bei adidas).
Rund um das neue Modell, in das adidas ordentlich Man- und Marketingpower steckte, gab es eine Einführung in die Ultra Boost-Welt, die bislang erreichten Entwicklungsschritte und auch einen kleinen Ausblick auf das, was adidas mit seinem Überschuh noch so alles vorhaben könnte. Dazu trafen wir Ben Herath, gewissermaßen einer der Väter des Uncaged und VP des Running-Design-Teams bei adidas, der mit großer Begeisterung und Leidenschaft nicht nur sein neues „Baby“ vorstellte sondern auch etwas über sich und die Vorgeschichte zum Uncaged zu erzählen hatte.
Der Ausgangspunkt für die ganze Ultra Boost-Story liegt eigentlich im adios Boost, für den Ben ebenfalls als Designer verantwortlich war. Aus dem vor allem bei Hardcore-Läufer beliebten Modell folgte gewissermaßen die Boost-Evolution, die über den 2013 erschienenen Energy Boost und dem Pure Boost schließlich zum Ultra Boost führte. Dass die Boost-Technologie für adidas mehr als neues Gimmick sondern ein echter Meilenstein darstellt, war sofort spürbar.
Interessant waren Bens Ausführungen, wie die Ultra Boost-Story intern bei adidas aufgenommen wurde. So inspirierte die Silhouette auch Designer aus anderen Teams und Abteilungen zu eigenen Entwürfen und neuen Ideen. Gerade diese Kreativität und Energie scheint derzeit ein Teil der Erfolgsstory der Herzogenauracher zu sein. Für die technische Seite hat man sein eigenes Testlabor, das wir ebenfalls besuchen konnten und wo uns im Detail die Arbeit an Prototypen und Samples vorgestellt wurde. Dabei zeigten sich einmal mehr die Vorzüge des besonderen Boost-Materials, das allen anderen Sohlenkonstruktionen (wie z.B. dem bekannten EVA) klar überlegen ist. Ein Ziel war es, dass der Schuh egal bei welcher Außentemperatur die gleiche Leistung und das gleiche Laufgefühl bieten soll.
Beim Uncaged, das fanden wir bemerkenswert, hat man bei adidas das Feedback vieler Ultra Boost-Käufer nur zu gerne aufgenommen. Einige machten sich ja in Handarbeit selbst daran, den TPU-Cage zu entfernen – was im Übrigen leichter und schneller geht als gedacht wie uns Nick von Nice Kicks zeigte. Ben und sein Team waren sogar richtig elektrisiert vom Look eines noch einmal verschlankten, noch reduzierteren Ultra Boost und der Idee, die sich dahinter versteckte. Es war ihnen sofort klar, dass genau so der nächste Schritt in der Boost-Geschichte aussehen müsste. Schön zu sehen, wie die Inspiration der Kunden auf einen Weltkonzern wie adidas überspringen kann.
Insgesamt dauerte die Entwicklung des neuen Uncaged rund 20 Monate, wobei die größte Herausforderung darin bestand, die Leistung und Stabilität des normalen Ultra Boost auch ohne den zusätzlichen Cage zu gewährleisten. Tatsächlich zeigten die ersten Sample-Tests im Science Lab, dass der Uncaged seinem Vorgänger in diesen beiden Punkten nahezu ebenbürtig war. Auf der Innenseite wurde das Primeknit-Upper noch einmal verstärkt, um genau die erwünschte Stabilität und Performance sicherzustellen. Das fertige Produkt soll schließlich für den täglichen Lauf ebenso gut funktionieren wie der klassische Ultra Boost mit Cage. Allein das Gefühl sei ein anderes, so Ben. Diesen Punkt werden wir hoffentlich schon bald selbst überprüfen können.
Besonders aufgeregt sei man, was die Leute zum Lacing des Uncaged sagen werden. Denn hierfür gibt es gleich zahllose Möglichkeiten und Kombinationen. Wie man seinen Uncaged am Ende schnürt, ist wohl allein abhängig vom persönlichen Laufgefühl, der eigenen Fussform und vielleicht auch von dem, was man einfach am schönsten findet. Ganz bewusst habe man sich gegen Rope-Laces entschieden, auch wenn man natürlich registriert hat, wie angesagt dieser Look weiterhin ist. Ziel war es, den Uncaged möglichst slim und flach zu halten. Da hätten die runden Laces eher nicht ins Gesamtbild gepasst.
Bemerkenswert ist vieles am Ultra Boost Uncaged. Neben der bereits erwähnten Aufnahme von Vorschlägen aus der Lauf- und Sneaker-Community, die manches erst angestoßen und das Design-Team inspiriert haben, stecken hier die Innovationen im Detail. Ein Beispiel ist das in Bezug auf Halt und Stabilität verbesserte Primeknit des Uncaged. Es wurde laut Ben entscheidend „re-engineered“, um den fehlenden Cage zu kompensieren. Mit dem sockenähnlichen Abschluss wollte man zudem einen fließenden Übergang zum Rest des Outfits herstellen. Auch der Uncaged ist dadurch wieder absolut fashiontauglich.
Diesen Eindruck bestätigt insbesondere der dunkelgraue Colorway mit seinen bis zu 9 farblichen Abstufungen (so viele verschiedene Knits lassen sich im Upper nämlich verarbeiten). Wer gerne mehr auffällt, wählt wohl eher den aggressiv roten Uncaged, dessen Farbdesign die ganze Dynamik und Energie des weiterentwickelten Ultra Boost widerspiegelt. Natürlich sind diese beiden Releases nur der Anfang. Viele weitere Uncaged-Varianten werden im Verlauf des Jahres folgen.
Interessant war auch ein Blick auf das, wovon sich Ben und die anderen Designer inspirieren ließen. Sie alle seien große Star Wars-Fans, versichert er uns. Und so wie George Lucas einst eine Vision der Zukunft entwickelte, so versucht man auch bei adidas Looks zu erschaffen, die in eine neue Richtung weisen. Darin steckt vor allem eine Haltung und Philosophie. Obwohl wer mag, kann zumindest im grauen Upper des Uncaged durchaus gewisse Anleihen an den Todesstern erkennen. Aber vielleicht bilden wir uns das auch nur ein. Auch das Urbane hatte beim Design des dekonstruierten Uncaged einen sichtbaren Einfluss.
Da auch der Uncaged jederzeit als adidas-Modell identifizierbar sein sollte, ließ man sich für das Modell ein neues Branding einfallen. Die drei Streifen des nunmehr fehlenden TPU-Cages wurden schließlich auf den inneren Vorderfußbereich „übertragen“. Sie sind so angebracht, dass vor allem der Träger selbst, wenn er von oben auf den Schuh sieht, die typischen drei Streifen erkennt. Mit diesem Wissen ergibt die zunächst etwas seltsame Platzierung einen Sinn.
Wir verlassen Herzogenaurach an diesem Tag in der Gewissheit, dass die Ultra Boost-Revolution erst an ihrem Anfang steht. Der Uncaged ist letztlich nur der nächste, konsequente Schritt. Wir erlebten Ben als einen stolzen Vater, der seinen Nachwuchs noch eine ganze Weile in seiner Entwicklung begleiten will. Einen Platz im legendären adidas-Archiv scheint dem Ultra Boost schon heute sicher.
Release: 29. Juni // Preis: 180 Euro
E. & M.